Nach mehrmonatigem Negativtrend hellt sich die Verbraucherstimmung ein wenig auf. Die Läden sind vor dem Weihnachtsgeschäft aber trotzdem deutlich schlechter besucht als noch im Sommer, ergibt eine IFO-Umfrage. Zudem fehlt dem Handel derzeit nicht nur die Kundschaft.
Die stark gestiegenen Preise haben vielen Konsumenten die Lust auf einen Einkaufsbummel genommen. Doch vor dem Weihnachtsgeschäft keimt im Handel etwas Hoffnung. Nach einer Branchenumfrage sind die Menschen wieder etwas eher bereit, sich etwas anzuschaffen. Der monatelange Abwärtstrend der Verbraucherstimmung halte nicht mehr an, teilte der Handelsverband Deutschland mit. Beim eigenen Einkommen und der Wirtschaftsentwicklung sind die Menschen demnach etwas optimistischer als zuletzt. Zugleich wollten die Bürger aber auch mehr sparen als zuvor.
In den Geschäften jedenfalls war zuletzt deutlich weniger los als etwa im Sommer. Fast die Hälfte der vom IFO-Institut befragten Einzelhändler berichten im Oktober von weniger Kunden in ihren Läden als im Juli. Wegen der hohen Inflation „können sich gerade einkommensschwache Menschen weniger leisten und sind zurückhaltend mit Einkäufen“, sagte der Leiter der IFO-Umfrage, Klaus Wohlrabe.
Aber nicht nur die Kunden fehlen. Drei Viertel der Händler kämpft laut IFO noch mit Lieferengpässen. Am stärksten sei der Lebensmitteleinzelhandel betroffen: 90 Prozent der Befragten berichteten von Problemen. Bei den Baumärkten bekämen 86 Prozent nicht alle bestellten Waren. Und die Spielzeugwarenhändler machen sich Sorgen um das für sie so wichtige Weihnachtsgeschäft: 63 Prozent könnten gegenwärtig nicht das volle Sortiment anbieten.
Dass die Kunden seltener einkaufen gehen, spüren laut IFO-Institut die Möbelhäuser am meisten: „80 Prozent der befragten Unternehmen berichteten davon, dass weniger Kunden kamen.“ Denn die Verbraucherstimmung liegt nach dem Index des Handelsverbands mit 85 Punkten auf dem zweitniedrigsten Wert seit Jahren.
Das Zahlenwerk stützt sich auf eine monatliche Umfrage unter 1600 Menschen und soll die Erwartungen für die nächsten drei Monate abbilden. „Von Optimismus kann noch keine Rede sein“, hob der Verband hervor. „Ob die Kaufzurückhaltung zum Weihnachtsgeschäft anhält, werden die kommenden Wochen zeigen.“ Im Fall einer Rezession dürfte sich der Konsum weiter abschwächen.
Die Gastronomen in Deutschland blicken einer Branchenumfrage zufolge derzeit noch verhalten auf das anstehende Weihnachtsgeschäft. Mehr als 45 Prozent der befragten Unternehmen bezeichneten die Buchungs- und Reservierungslage für die Monate November und Dezember als schlecht, wie der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga mitteilte. Immerhin mehr als die Hälfte befand die Situation hingegen als gut oder befriedigend. Dehoga-Präsident Guido Zöllick verbreitete Zuversicht: „Wir wissen, dass die Gäste heute viel kurzfristiger buchen“, teilte er mit. „Das macht Hoffnung für das Weihnachtsgeschäft.“
Wie andere Branchen auch kämpfen die Gastronomen mit steigenden Kosten für Energie und Personal. Fast jeder fünfte befragte Betrieb gab an, ohne das Entlastungspaket der Bundesregierung schließen zu müssen. „Die Entlastungswirkung von Energie- und Strompreisbremse muss jetzt schnell bei den Verbrauchern wie den Betrieben ankommen“, forderte Zöllick. „Jetzt kommt es darauf an, dass die offenen Fragen entwicklungstechnischer und beihilferechtlicher Art schnell geklärt werden.“