chlauch rein, Sprit raus: Statt Diesel regulär zu tanken, zapfen Kriminelle den teuren Treibstoff jetzt immer öfter bei Lastwagen ab. Der Schaden ist hoch und die Aufklärung schwierig. Der Branchenverband ruft nach mehr Polizeipräsenz, etwa an Autobahnrastplätzen.
Der Spritpreis steigt und mit ihm auch die Anzahl von Dieseldiebstählen aus Lastwagen. „Es ist davon auszugehen, dass sich die Spritdiebstähle vermehrt haben“, sagte ein Sprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) auf Anfrage. „Wir bekommen jedoch nicht jeden Fall mitgeteilt, da diese nur selten zur Anzeige gebracht werden: Die Aufklärungsquote ist sehr gering und keine Versicherung zahlt für den gestohlenen Treibstoff.“
Autofahrer zahlen seit dem Krieg in der Ukraine deutlich mehr an der Zapfsäule. Parallel häuften sich in den vergangenen Tagen Berichte über Dieseldiebstähle. In Schleswig-Holstein kam in der vergangene Woche ein mutmaßlicher Dieseldieb bei seiner Tat sogar ums Leben. Der 33-Jährige starb den Ermittlungen zufolge während des Versuchs, auf dem Parkplatz eines Baumarkts Treibstoff aus einem Kleintransporter abzuzapfen. Er sei von dem anfahrenden Fahrzeug mitgeschleift und dabei so schwer verletzt worden, dass er starb, teilte die Polizei mit. Der Verdacht, dass das Unglück beim versuchten Dieseldiebstahl geschah, gründet sich unter anderem auf ein Bohrloch im Tank. Zudem fand die Polizei Kanister, Werkzeug und einen Gartenschlauch.
Tankdeckel auf, Schlauch rein, Sprit raus – was für die Kriminellen meist schnell und unbemerkt vonstatten geht, bedeutet für die betroffenen Unternehmen oft viel Arbeit und hohen Schaden. Bundesweit entstünden durch Dieseldiebstahl aus Lkw jährlich Schäden im siebenstelligen Bereich, teilte der BGL mit. „Zum gestohlenen Diesel kommen oft noch aufgebrochene Tanks hinzu, die ersetzt werden müssen.“ Zudem verursachten solche Diebstähle Werkstattkosten. Die beschädigten Fahrzeuge fielen einige Zeit aus und könnten so keinen Umsatz generieren – als Ersatz müssten weitere Fahrzeuge angemietet werden.
Die Polizei ist machtlos, die Ermittlungen verlaufen in der Regel im Sande. Nur selten werden die Täter auf frischer Tat ertappt. Der BGL fordert deshalb eine „bessere personelle Ausstattung der Kontrollorgane“: „Polizeipräsenz verhindert Straftaten“, teilte der Verband mit, das gelte auch auf Autobahnraststätten. Um einen Kavaliersdelikt handelt es bei diesen Taten nicht: Auf Diebstahl stehen dem BKA zufolge Geldstrafen oder Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren. In besonders schweren Fällen, beispielsweise wenn gewerbsmäßig gestohlen oder vor der Tat in ein Gebäude eingebrochen wurde, drohen demnach Gefängnisstrafen bis zu zehn Jahren.