Die Zahl der Menschen mit offenkundigen Angststörungen hat sich in Mecklenburg-Vorpommern nach Angaben der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) innerhalb von 15 Jahren verdoppelt. Einer Hochrechnung auf Basis der Diagnosen für KKH-Versicherte zufolge hatten demnach im Jahr 2023 landesweit rund 100.000 Betroffene unter Symptomen wie Herzrasen, Brustschmerz, Schwindel oder Panik gelitten. Der Bevölkerungsanteil sei seit 2008 von 3,1 kontinuierlich auf 6,2 Prozent gestiegen, teilte die Ersatzkasse mit. Der Zuwachs im Nordosten liege deutlich über dem Bundesdurchschnitt.
Angst sei eine natürliche Reaktion, die den Körper in Alarmbereitschaft versetze und so auch eine Schutzfunktion habe, erklärte Fachärztin Aileen Könitz. Solange Angst nicht überhandnehme, könne sie helfen, Risiken einzuschätzen und unbedachte Handlungen oder kritische Situationen zu vermeiden. Doch wenn die Angst den Alltag bestimme und sich nicht mehr kontrollieren lasse, könne sie zur großen Belastung werden statt zu schützen.
„Viele Betroffene entwickeln eine sogenannte generalisierte Angststörung“, erläuterte Könitz. Als Risiken nannte sie unter anderem Dauerbelastungen in Beruf oder Familie sowie chronischen Stress, hervorgerufen etwa durch den Dauerkrisenmodus der vergangenen Jahre. Allein aus diesem Teufelskreis auszubrechen, sei für Betroffene meist unmöglich. Deshalb riet die Expertin zu professioneller Hilfe.
Die KKH zählt landesweit rund 45.000 und bundesweit 1,5 Millionen Versicherte. Für ihre Hochrechnungen zu Erkrankungen wertet sie nach eigenen Angaben regelmäßig Daten zu ihren Mitgliedern aus.
Früheren Angaben zufolge trat dabei zutage, dass immer häufiger psychische Leiden zu Krankschreibungen führen. Die Fehlzeiten wegen Anpassungsstörungen, Depressionen und chronischer Erschöpfung seien 2024 im Vergleich zum Vorjahr noch einmal gestiegen, von bundesweit 387 Tagen pro 100 Mitglieder auf 392 Tage. Das sei der höchste Stand seit Beginn der KKH-Erhebungen im Jahr 2017.