Nach der dramatischen Rettungsaktion für einen in einem Mähdrescher steckenden Mann am Wochenende ermittelt die Polizei wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung.
Zunächst richteten sich die Ermittlungen gegen keinen bestimmten Beschuldigten, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Es gelte zu ermitteln, inwiefern tatsächlich ein strafbares Verhalten vorgeworfen werden könne oder ob es sich um einen Unglücksfall ohne strafrechtliche Konsequenzen handele.
Am Samstag war der 25 Jahre alte Mitarbeiter eines Agrarbetriebs im Landkreis Rostock mit seinen Beinen in einen Mechanismus im Kornspeicher eines Mähdreschers geraten. Ein sechsköpfiges Ärzteteam und auch Blutkonserven wurden per Hubschrauber eingeflogen. Bei der Not-OP vor Ort musste das Team um den Chirurgen Clemens Schafmayer von der Universitätsmedizin Rostock (UMR) beide Beine des 25-Jährigen an den Oberschenkeln amputieren. Dieser war fast bis zur Hüfte eingeklemmt. Nach Angaben der UMR wurden ihm 22 Blutkonserven verabreicht – 5,5 Liter Blut – 8 Beutel auf dem Feld, 14 später in der Klinik.
„Der Patient ist stabil und wird bei uns behandelt“, sagte eine Sprecherin der Rostocker Universitätsmedizin am Dienstag.
Nach Aussage des Polizeisprechers waren bei dem Unglück drei Menschen direkt zugegen: Neben dem dann Verletzten ein weiterer 25 Jahre alter Mitarbeiter des Agrarbetriebs sowie eine 24 Jahre alte Erntehelferin. Vor dem Fortsetzen der Ernte wollten sie demnach die Bunkeranlage des Mähdreschers leeren. Dabei hätten sie eine technische Störung festgestellt. Derartige Maschinen gingen eigentlich wegen einer Sicherung aus, wenn sich niemand auf dem Fahrersitz befinde, sagte der Sprecher. Die Helferin befand sich demnach allerdings weiterhin auf dem Sitz, während die 25-Jährigen mit Schaufeln die Störung hätten beseitigen wollen. Der nicht verunfallte 25-Jährige habe zudem einen Anruf entgegengenommen. Wieso das Opfer in den Trichter hineingerutscht sei, sei noch unklar. Dazu sollten noch Befragungen erfolgen.
Abgesehen von einer Erstbefragung der zwei Kollegen noch am Samstag, die Aufschluss über den Ablauf geben sollte, seien die drei noch nicht polizeilich vernommen worden. Das könne erst in Abhängigkeit von der körperlichen und psychischen Verfassung der Betroffenen erfolgen.
Der Akut-Einsatz bei rund 30 Grad dauerte laut UMR etwa drei Stunden in mehreren Metern Höhe auf der Landmaschine. Zum Teil musste das Team ohne Sicht auf die Gliedmaßen, mithilfe von Taschenlampen operieren.
„Routine ist das in keinem Fall für keinen der Beteiligten“, sagte der Polizeisprecher zu dem Einsatz. „Auch nicht für die Leute, die dann tatsächlich die Operation durchgeführt haben.“ Man habe engen Kontakt zu Seelsorgern und speziell ausgebildeten Beamten, die zu jeder Tag- und Nachtzeit bereitstünden, auch für andere Einsatzkräfte und Betroffene.