Montag, 16.September 2024 | 22:13

Ist das die neue Normalität?: Der September startet rekordverdächtig heiß

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Die Tage werden kürzer, die ersten Lebkuchen stehen in den Supermarktregalen und für Meteorologen hat der Herbst bereits begonnen. Von Herbstwetter fehlt in der ersten Septemberwoche allerdings jede Spur. Die Temperaturen sind vielerorts hochsommerlich, über den Osten von Deutschland rollt sogar eine Hitzewelle.

Höchsttemperaturen werden dort am Mittwoch erwartet. “Es droht eine erhebliche Hitzebelastung, teils um die 35 Grad”, sagt Meteorologe Björn Alexander. “Die Luftmassen liegen dann sogar bis um die 10 Grad über dem langjährigen Mittel.” Auch Donnerstag und Freitag bleibe es ungewöhnlich heiß mit bis zu 32 beziehungsweise 30 Grad.

Diese Werte sind zwar extrem für diese Jahreszeit und kratzen sogar am Rekord, ganz erreichen werden sie ihn aber nicht. “Der Deutschlandrekord liegt bei 36,5 Grad – gemessen an der Sternwarte Jena im September 1911”, sagt Alexander. Für einzelne Stationsrekorde könnte es jedoch reichen. “Damit liegen wir im Bereich der höchsten Septembertemperatur seit 70 Jahren”, so der Meteorologe.

Angesichts des Klimawandels dürften solche extremen Wetterereignisse zur neuen Normalität werden. “Wir dürfen uns an das Phänomen trockene und heiße Perioden gewöhnen”, sagt Geografin Elizaveta Felsche von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) dem mdr. “Ob das immer der Spätsommer sein wird, das wissen wir nicht.”

In einer aktuellen Studie haben Felsche und ihr Team die Wahrscheinlichkeit von extremen europäischen Hitzeereignissen mit Klimamodellläufen kombiniert. Das Ergebnis: Wenn sich die Welt um drei Grad erwärmt, könnte jeder zweite bis dritte Sommer so aussehen wie im Extremjahr 2003. “Also was wir in Deutschland sehen werden, ist im Prinzip, dass sich unsere Sommer so anfühlen werden, wie sie gerade in Südfrankreich sind”, sagt die Wissenschaftlerin dem Sender.

Frühere Studien kamen bereits zu ähnlich beunruhigenden Ergebnissen. Erst im vergangenen Jahr stellten Klimaforschende aus Potsdam und Karlsruhe im Fachblatt “Natural Hazards and Earth System Sciences” fest, dass ein extremer Sommer wie der von 2018 in Europa in einer zwei Grad wärmeren Welt praktisch jedes einzelne Jahr auftreten werde. Und Forschende aus Jena kamen 2021 im Journal “Earth System Dynamics” zu dem Schluss, dass trockene und heiße Sommer in den kommenden Jahrzehnten häufiger werden würden.

Klar ist: Schon jetzt sind die Sommer zu warm – auch in diesem Jahr. Das Temperaturmittel lag laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) mit 18,5 Grad um 2,2 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 (17,6 Grad) betrug die Abweichung 0,9 Grad. In Summe ist der Sommer 2024 zwar kein neuer Rekordsommer, wohl aber “der 28. warme Sommer in Folge”, berichtet der DWD.

Die intensivste Sommerwärme erlebten demnach der Süden und Osten: In den Tieflagen und Flusstälern Süddeutschlands und Sachsens wurden die meisten heißen Tage gezählt. Die Sonnenscheindauer betrug in ganz Deutschland im Durchschnitt 712 Stunden und damit fast 15 Prozent mehr als die 614 Stunden im Mittel der Periode 1961 bis 1990. Sogar mehr als 800 Stunden Sonnenschein gab es dabei in Teilen von Sachsen und Südbrandenburg, während laut Wetterdienst unmittelbar an den Alpen weniger als 600 Stunden erreicht wurden.

Der Niederschlag war insgesamt gesehen zwar durchschnittlich. Mit 240 Litern pro Quadratmeter lag die Regenmenge in Summe auf dem Niveau beider Referenzperioden. “Doch diese Mittelwerte verbergen extreme regionale Unterschiede”, betonten die Meteorologen in ihrer Bilanz: Während in den Alpengebieten über 600 Liter gemessen wurden, blieben vor allem Teile des Nordostens mit weniger als 150 Litern sehr trocken.

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