Angesichts einer in weiten Teilen enttäuschenden Saison zieht der FC Bayern München erste personelle Konsequenzen.
So trennt sich der Verein trotz Gewinns der elften Meisterschaft in Folge von Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic, wie ein Bayern-Sprecher bekanntgab. Neuer Vorstandsvorsitzender wird Kahns Vize und bisheriger Finanzchef Jan-Christian Dreesen. Die Nachfolge von Salihamidzic soll später geregelt werden.
Aufsichtsratschef Herbert Hainer sagte in einer Vereins-Mitteilung, dass sich das Gremium die Entscheidung, sich von Kahn zu trennen, „alles andere als leicht gemacht“ habe. Man sei „aufgrund der Gesamtentwicklung zu dem Entschluss gekommen, eine Neubesetzung an der Spitze des Vorstands vorzunehmen“. Dreesen „lebt den FC Bayern, kennt den Verein aus dem Effeff und weiß, worauf es hier ankommt“, sagte er weiter. „Er kann ohne Eingewöhnungszeit anpacken, und genau das braucht der FC Bayern in der aktuellen Situation.“
Mit Blick auf Salihamidzic hieß es, angesichts des Verlaufs dieser Saison nach der Winterpause sowie unterschiedlicher Auffassungen über die zukünftige Ausrichtung unserer Mannschaft habe man sich auf eine „sofortige Beendigung seiner Tätigkeit“ geeinigt. Die Entscheidung hätten Hainer und Uli Hoeneß überbracht.
Während Salihamidzic in der Vereinsmitteilung mit den Worten „es war eine schöne Reise, die ich gerne fortgesetzt hätte, aber ich respektiere die Entscheidung des Aufsichtsrats“ zitiert wird, gibt es von Oliver Kahn bislang kein Statement in den beiden Vereinsmitteilungen. Statt dessen twitterte Kahn gut eine Stunde nach dem Abpfiff in Köln: „Ich freue mich auf die nächste Saison. Da werden wir nicht nur zum 12. mal deutscher Meister werden!“ Gern würde er mit der Mannschaft „mitfeiern, aber leider kann ich heute nicht bei euch sein, weil es mir untersagt wurde.“ Später ändert er den Satz in, „weil es mir vom Club untersagt wurde“.
Ursprünglich waren Zukunfts-Entscheidungen erst auf der auf den kommenden Dienstag verschobenen Aufsichtsratssitzung erwartet worden. Es soll aber nun Berichten zufolge schon zuvor eine außerordentliche Sitzung des Gremiums um Ehrenpräsident Uli Hoeneß gegeben haben. Der nun befördert 55-jährige Dreesen sollte den Verein eigentlich in Kürze verlassen. Kahn fehlte bereits im Kölner Stadion beim entscheidenden Spiel – eine Grippe wurde aus Vereinskreisen als Grund genannt.
Eine Kopie der Meisterschale nahm nach dem 2:1-Sieg der verletzte Kapitän Manuel Neuer ausgerechnet von seinem möglicherweise neuen Chef in Empfang. Dreesen übergab sie in seiner Funktion als DFL-Funktionär. Weil der Dortmund als Tabellenführer in den letzten Spieltag gegangen war, war die Originalschale aber in Dortmund.
Der FC Bayern hat eine sehr unruhige Saison hinter sich, in der mit dem teuersten Kader sportliche Erfolge ausblieben. Zeitpunkt, Abwicklung und Kommunikation des vor zwei Monaten vollzogenen Trainerwechsels von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel sorgten intern und extern für Debatten. Kahn und Salihamidzic gaben kein gutes Bild ab. Tuchel hatte erst am gestrigen Freitag angemahnt, dass das Vereinsgelände an der Säbener Straße in München wieder zu einem „Ruhepol“ für die Mannschaft werden müsse.
Der ehemalige Nationaltorhüter und Bayern-Kapitän Kahn war Anfang 2020 zum FC Bayern zurückgekehrt. Er wurde Vorstandsmitglied mit einem Fünfjahresvertrag. Vor zwei Jahren löste er den langjährigen Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge ab. Salihamidzic war auch ein erfolgreicher Bayern-Profi. 2017 wurde er überraschend Sportdirektor, drei Jahre später wurde er zum Sportvorstand befördert.
