Im österreichischen Fußball fliegen die Fetzen. Vergessen sind die schönen Zeiten, die die Nationalmannschaft und Trainer Ralf Rangnick im vergangenen Sommer bei der EM in Deutschland erlebten. Der Wind hat sich mit Wucht gedreht und bläst dem Chefcoach nun mächtig ins Gesicht. So bekam er von Interimspräsident Wolfgang Bartosch zu hören, dass er „unberechenbare Schritte unternehme“. In seinen Worten waren zudem Zweifel an der Teamfähigkeit von Rangnick zu erkennen.
Endet das, was eine große Liebesgeschichte war, als schmutziger Ehe-Krach? Man weiß es nicht. Was man aber hört: Mit dem Borussia Dortmund und dem FC Bayern liegen zwei potenzielle neue Partner für Rangnick auf der Lauer. Der BVB soll demnach im Januar Kontakt zum Trainer aufnehmen. Konkret wurde aus den Gesprächen demnach allerdings nichts. Aus dem Rangnick-Lager hieß es, es sei nie um ein Engagement gegangen, sondern um den Spielermarkt. Wie konkret die Dinge in München sind, das weiß man ebenfalls nicht. Wie das Magazin „Profil“ berichtet, soll es offenbar um eine Stelle als „Mastermind“ gehen. Die „Bild“ wird detaillierter: Die Rolle soll dem Vorbild von Jürgen Klopp im Red-Bull-Imperium entsprechen.
Für zwei Positionen ein Kandidat beim BVB?
„Er hat schon sehr viel gemacht im Fußball und sehr viel Leidenschaft dafür und verschiedene Positionen schon begleitet. Ich glaube, er ist sehr happy in Österreich, auch mit der Mannschaft“, sagte Bayern-Sportdirektor Christoph Freund. Der sportliche Management-Bereich ist beim FC Bayern vor allem mit Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Freund besetzt. Ob der Name beim FC Bayern oder bei Borussia Dortmund herumgeistere, wisse er derweil nicht. Laut „Sport Bild“ soll Rangnick bei Borussia Dortmund für den Sommer im Gespräch sein, möglicherweise für den Posten des Sportdirektors. Über den 66-Jährigen wurde auch vor der Verpflichtung von BVB-Coach Niko Kovac als eine Trainer-Option spekuliert.
In München soll sich vor allem Ehrenpräsident Uli Hoeneß für ein mögliches Rangnick-Engagement begeistern können. Zu den Aufgaben von Rangnick könnten etwa die Weiterentwicklung des Nachwuchsbereichs und der Scouting-Abteilung gehören. In München sind sie schon länger angetan von der Ideen, den Fußball-Professor prominent einzubinden. Bereits auf der Suche nach einem Nachfolger für Thomas Tuchel war Rangnick lange prominent im Rennen. Er hatte dann aber abgesagt und sich für einen Verbleib in Österreich entschieden.
„Der sportliche Erfolg hat vieles kaschiert“
Dort aber schlägt die Stimmung nun aber offenbar endgültig um, wie es in den Medien heißt. Einem Insider zufolge wolle man Rangnick loswerden. Das sieht Interimspräsident Bartosch trotz seiner kritischen Worte aber offenbar anders: „Rangnick steht außer Frage“, sagte er im ORF-Interview. „Wir wollen uns für die WM qualifizieren und sollten dafür alle an einem Strang ziehen. Dass es Meinungsverschiedenheiten geben kann, liegt in der Natur der Sache.“ Davor hatte er gegenüber „Profil“ gesagt: „Rangnick ist sehr schwierig. Ich versuche, den Kontakt aufrechtzuerhalten, aber er setzt immer eigene, unberechenbare Schritte.“
So richtig scheppern ließ es Niederösterreichs Landeschef Johann Gartner: „Nüchtern betrachtet sind wir mit Rangnick nicht weiter als unter Foda (Ex-Trainer Franco, Anmerk d. Red.). Seine Spielweise ist ausrechenbar. Mir fehlen die Tore und die Ergebnisse. Ich erwarte mir vom Teamchef neue Ideen. Der sportliche Erfolg hat vieles kaschiert. Aber die Stimmung hat sich gedreht.“