Trotz steigender Arbeitslosenzahlen im November sieht die Arbeitsagentur in Mecklenburg-Vorpommern keine Krisensignale am Arbeitsmarkt. Wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch mitteilte, waren im Nordosten 59.700 Menschen ohne Job. Das sind 1400 mehr als im Oktober und 5200 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote beträgt 7,3 Prozent. Im Oktober waren es 7,2 Prozent.
Als Gründe nannte der regionale Agenturchef Markus Biercher vor allem einen saisonal üblichen Anstieg in den Tourismusregionen wie im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Die Entwicklung zum Vorjahr sei weiter durch den Übergang von Flüchtlingen aus der Ukraine in die Grundsicherung zu erklären. Doch dem Agentur-Chef zufolge wäre auch ohne diesen Effekt ein Anstieg der Arbeitslosigkeit auf Jahressicht abzulesen, jedoch nur ein geringfügiger.
Einen Einfluss der Energiekrise auf den Arbeitsmarkt gebe es bisher nicht, machte Biercher deutlich. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sei auf einem Allzeithoch. Den aktuellen Daten von September zufolge stieg diese zum Vorjahr um 0,4 Prozent auf 590.500 Personen. Und noch mehr werden gesucht.
Die Personalnachfrage im Nordosten liegt laut der Mitteilung am Mittwoch über dem Niveau von 2021: Unter anderem im Gesundheits- und Sozialwesen, Handel, am Bau und im Gastgewerbe fehlen Arbeitskräfte. Biercher zufolge sind hierfür auch die Nachwirkungen der Corona-Pandemie verantwortlich. Vor allem im Gastgewerbe hätten unter anderem die Lockdowns zu einer Abwanderung in andere Beschäftigungsfelder wie die Logistik geführt: Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kamen nicht zurück.
Anlässlich des internationalen Tags der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember machte die Arbeitsagentur am Mittwoch darauf aufmerksam, dass hier ein Reservoir an Fachkräften ungenutzt bleibe: „Aktuell sind in Mecklenburg-Vorpommern 3900 Menschen mit Behinderung arbeitslos gemeldet. Von ihnen haben 67,3 Prozent eine abgeschlossene Berufsausbildung“, so Biercher. Sie seien also besser qualifiziert als der Bevölkerungsschnitt mit 57,7 Prozent. Zu viele Betriebe nutzen seinen Worten nach die Möglichkeit einer Ausgleichsabgabe, anstatt die Unterstützungsmöglichkeiten zu nutzen und Menschen mit Behinderung einzustellen: In Mecklenburg-Vorpommern tun dies den Angaben nach 23 Prozent der Betriebe.
Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) sieht die Lage am Arbeitsmarkt im Nordosten als „dynamisch“ an: „Positiv ist, dass Unternehmen weiter Stellen anbieten und ihr Personal auch in wirtschaftlich nicht einfachen Zeiten halten“. Zudem unterstützt er die geplanten Erleichterungen der Bundesregierung bei der Einwanderung von Fachkräften. „Angesichts der demografischen Entwicklung wird es nicht ausreichen, Fachkräftepotenziale in Mecklenburg-Vorpommern und Deutschland auszuschöpfen“, so Meyer.