Die Gewerkschaft IG Metall hat mit Blick auf die angeschlagenen MV Werften auf künftige Marktchancen verwiesen.
„Wir müssen jetzt es irgendwie schaffen, dass wir Brücken bauen, Zeit gewinnen“, sagte Heiko Messerschmidt, Sprecher der IG Metall Küste. Die Werften und die Zulieferindustrie müssten gehalten werden, „damit wir dann wieder durchstarten können auf den Werften im Schiffbau in Mecklenburg-Vorpommern.“ Er rechne damit, dass der Kreuzfahrtmarkt wieder anziehen werde.
Daneben gehe es unter anderem darum, „die grüne Schifffahrt als Chance zu nutzen“, mit klimaneutralen oder klimafreundlichen Antrieben. Noch handele es sich um eine Nische: Nur bei ungefähr sechs Prozent der weltweiten Neubauaufträge würden neue Antriebstechnologien genutzt, aber Messerschmidt ist sich sicher: „Das ist die Zukunft des Schiffbaus“ auch wegen sich verschärfender Vorgaben. Auch in der Energiewende sieht Messerschmidt eine Chance. Sowohl die EU als auch Deutschland brauchten für ihre Klimaziele mehr Offshore-Windenergie. Beim Bau solcher Plattformen hätten sich die Schiffbaustandorte in Mecklenburg-Vorpommern in der Vergangenheit einen guten Ruf verschafft.
Entscheidend sei der Hochtechnologie-Bereich. „Wir müssen die besseren Antriebe, wir müssen die besseren Schiffe und besseren Technologien haben“, sagte Messerschmidt. „Wir werden auf dem Weltmarkt nicht über den Preis alleine […] bestehen können.“
Am Mittwoch will die IG Metall Küste ihren Forderungen für die von Stellenabbau bedrohten MV Werften Nachdruck verleihen. Die Gewerkschaft hat zu Aktionen vor der Werft in Rostock-Warnemünde und vor dem Gewerkschaftshaus in der Stralsunder Innenstadt aufgerufen. Sie fordert, dass der Bund schnellstmöglich Geld aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds bereitstellt und eine Verlängerung der Kurzarbeiterregelung. Die Politik solle zudem dabei helfen, Aufträge zu generieren und für Beschäftigte, die ihren Arbeitsplatz verlieren, solle genügend Geld für Transfergesellschaften gegeben werden.
Vergangene Woche hatte die Werftenleitung die Beschäftigten darüber informiert, dass mehr als ein Drittel der rund 3000 Stellen auf den MV Werften mit Standorten in Wismar, Warnemünde und Stralsund zur Disposition steht. Der Multikonzern Genting Hongkong, der die Werften 2016 übernommen hatte, war im Zuge der Corona-Pandemie in Schwierigkeiten geraten: Gewinne aus Vergnügungsparks und Glücksspiel sanken stark, die Kreuzfahrtsparte geriet ins Schlingern.