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Hohe Zahl von Erkältungen – Experte: Hinweise auf „versteckte Corona-Welle“

Eine Sommer-Erkältungswelle zieht durchs Land: Die aktuellen Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeigen eine für diese Jahreszeit auffällig hohes Niveau von akuten Atemwegserkrankungen in Deutschland. Mehr als fünf Millionen Menschen sind betroffen – so viele wie noch nie in dieser Jahreszeit seit Beginn der Erhebung 2011. Hauptursache dafür sind vor allem Rhinoviren. Sars-CoV-2 spielt laut den offiziellen Daten eine geringere Rolle – bislang jedenfalls.

Dass es dieses Jahr mehr Atemwegserkrankungen gibt als in den Vorjahren, sei nichts Ungewöhnliches, sagt Epidemiologe Timo Ulrichs gegenüber ntv.de. „Es gibt viele Gründe für ein Schwanken der Zahlen. Dieser Sommer ist bisher feucht, was für Erreger bessere Bedingungen darstellt, sich in der Luft zu halten.“ Denn Viren können sich bei hoher Luftfeuchtigkeit in kleinen Wassertröpfchen in der Luft gut halten und dadurch verbreiten. Aber auch Schmierinfektionen wie durch Rhinoviren sind wahrscheinlicher.

Tatsächlich ist der Sommer sogar überdurchschnittlich feucht, bestätigt ntv-Meteorologe Björn Alexander. „Bisher hat der Sommer in Deutschland gut 120 Liter Regen pro Quadratmeter gebracht. Das entspricht zur Halbzeit bereits mehr als der Hälfte des Solls.“ Das maue Sommerwetter hat noch weitere Effekte: „Menschen halten sich bei schlechtem Wetter häufiger in Innenräumen auf, was das Übertragungsrisiko von Erregern zusätzlich erhöht“, so Ulrichs. Eine Rolle könnten auch Massenveranstaltungen wie die EM spielen, wo viele Menschen zum Beispiel in den Innenräumen von Stadien aufeinanderträfen.

Doch welche Rolle spielt Corona bei dem Ganzen? Nach einem Anstieg in den vergangenen Wochen hat sich die offiziell erfasste Zahl von Covid-19-Fällen im Vergleich zur Vorwoche zuletzt nicht verändert. Großes Aber: „Wie viel Corona unterwegs ist, wissen wir nicht genau, sondern können nur indirekt darauf schließen, weil nicht mehr systematisch getestet wird“, so Epidemiologe Ulrichs. Es gebe zudem Hinweise auf eine „versteckte Coronawelle“ – durch die systematische Überwachung des Abwassers, dem sogenannten Abwassermonitoring. Das RKI spricht von einem „steigenden Trend“ bei Sars-CoV-2 in den Abwässern seit Mitte Mai.

Auch Charité-Virologe Christian Drosten rechnet mit Blick auf Corona mit einer „Sommerwelle in ganz Europa“ und anderen Teilen der Welt, wie er zuletzt im Interview mit ntv.de sagte. Noch immer gelinge es bestimmten Varianten besonders gut, der Immunität zu entkommen, weswegen Sommerwellen noch möglich seien.

Ein Grund zur Sorge sind diese Aussichten laut Ulrichs jedoch nicht: „Das Entscheidende ist, dass es bisher keinen Anstieg der Hospitalisierungen gibt“, so der Experte. Laut dem RKI-Bericht ging die Zahl schwer verlaufender Atemwegserkrankungen zuletzt sogar zurück. Von schweren Covid-19-Fällen waren vorwiegend ältere Patientinnen und Patienten betroffen – diese Fällen machen allerdings nur ein Zwanzigstel aller schweren Atemwegserkrankungen aus.

Grund für die vergleichsweise entspannte Corona-Situation sei die mittlerweile hohe Grundimmunität der Bevölkerung, so Ulrichs. So ziemlich jeder ist mittlerweile geimpft, war schon mal erkrankt oder beides. „Dadurch hat es das Virus schwer, sich in der Bevölkerung durchzusetzen“, so der Experte. „Viele Leute haben jetzt zwei, drei oder sogar vier Infektionen hinter sich“, schätzt Virologe Drosten. Trotzdem würden sie sich noch „sehr krank“ fühlen, wenn sich anstecken. „Wir wissen nicht ganz genau, wie häufig ein Erwachsener eine Infektion haben muss, um diese dann gar nicht mehr zu bemerken“, so Drosten. Gegenwärtig scheine dies nicht zu reichen.

Aber wie geht man damit um, wenn man sich erkältet fühlt? Das RKI rät auf seiner Homepage, bei Symptomen eines Atemwegsinfekts zu Hause zu bleiben und den Kontakt zu Risikogruppen zu vermeiden. Verschlechtern sich die Symptome oder gehört man selbst zu einer Risikogruppe, sollte man zum Arzt gehen. Wichtig dabei: „Ein negatives Schnelltestergebnis schließt eine Infektion nicht aus“, schreibt das RKI. Ist ein Schnelltest positiv, sollte man abwägen, ob man – je nach eigenem Gesundheitszustand – Kontakt zu Menschen aus einer Risikogruppe haben sollte.

Wie man einer Infektion in geschlossenen Räumen vorbeugen kann? Regelmäßiges Lüften und das Tragen einer Maske reduziert laut RKI das Ansteckungs-Risiko, insbesondere in Phasen starker Viruszirkulation. Zudem sei es wichtig, dass Impfungen gegen Covid-19, Influenza und Pneumokokken gemäß den Empfehlungen der STIKO aktuell seien.

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