Die Polizei in Hamburg hält an einer Verhandlungslösung mit dem Geiselnehmer auf dem Hamburger Flughafen fest.
Beamte des Landeskriminalamtes und Psychologen sprechen seit Samstagabend mit dem türkischstämmigen Mann, der seine vierjährige Tochter bei sich hat. „Nach unseren derzeitigen Erkenntnissen geht es dem Kind körperlich gut“, schrieb die Polizei auf X, vormals Twitter. Die Beamten wollen den Mann durch Gespräche überzeugen aufzugeben. Dieser wirke nach einem Sorgestreit frustriert, sagte Polizeisprecherin Sandra Levgrün in einem Gespräch mit ntv.
Der 35-Jährige hatte zuvor mit seinem Auto ein Tor zum Flughafen der Hansestadt durchbrochen. Ein Polizeisprecher erklärte, der Mann habe auf dem Rollfeld zweimal in die Luft geschossen und zwei brennende Flaschen aus dem Auto geworfen. Seinen Wagen stellte er schließlich neben einer Maschine der Turkish Airlines ab.
Es sei davon auszugehen, dass der Mann eine scharfe Schusswaffe und eventuell auch Sprengsätze bei sich habe, teilte die Polizei mit. Oberste Priorität habe das Leben der Geisel. Die Beamten gehen von einem Sorgerechtsstreit aus. Die Mutter der Vierjährigen habe zuvor eine Kindesentziehung gemeldet. Die Frau befindet sich inzwischen am Flughafen.
Wegen der noch laufenden Geiselnahme könne ein direkter Kontakt zur Mutter derzeit nicht gewährleistet werden, erklärt Leiter des Kriseninterventionsteams des DRK Hamburg, Malte Stüben. „Das heißt, wir halten die Situation gemeinsam mit der Mutter aus und gucken, was die Mutter jetzt braucht, um das für sie einigermaßen erträglich zu machen“, sagte Stüben.
Das könnten ganz banale Dinge wie Essen und Trinken sein, aber auch Gespräche mit einer Psychologin. Es sei auch eine Kinderärztin da, die sich um das vierjährige Mädchen kümmern soll, wenn die Geiselnahme beendet ist.
Der Flughafen erklärte auf seiner Website, dass der Flugbetrieb auf unbestimmte Zeit eingestellt bleibe. Es werde den ganzen Tag über zu weiteren Streichungen und Verzögerungen kommen.
Geplant waren demnach für Sonntag 139 Abflüge und 147 Ankünfte mit rund 34.500 Passagieren. Bislang seien bereits 70 Abflüge und 56 Ankünfte gestrichen, 5 Ankünfte seien zu anderen Flughäfen umgeleitet worden. Am Samstag waren 6 Abflüge und 4 Ankünfte gestrichen worden, 17 ankommende Flugzeuge wurden zu anderen Flughäfen umgeleitet.
Fluggäste sollten auf Bitten der Polizei vorerst nicht zum Flughafen anreisen, hieß es. Das Gelände sei weiträumig abgesperrt. Zudem sollten Passagiere sich laufend über den Status ihres Fluges informieren.