Statt viel Regen wie im Vorjahr gab es in diesem Jahr viel Sonne. Das erfreute nicht nur Urlauber, sondern auch die Imker. Verteilt man die Honigernte auf 500-Gramm-Gläser, könnte fast jeder Bürger eins bekommen. Das Rechenbeispiel zeigt: Die Bienen waren fleißig.
Das bislang sonnenreiche Jahr und der Bienenfleiß haben den Imkern in Mecklenburg-Vorpommern eine reiche Honigernte beschert. Wie der Vorsitzende des Landesimkerverbandes, Carsten Fischer, mitteilte, schleuderten die Bienenhalter im Schnitt gut 34 Kilogramm Honig je Volk und damit fast so viel wie 2021. „Wir können damit recht zufrieden sein“, sagte Fischer.
Besonders hoch seien die Erträge einer landesweiten Umfrage zufolge in den Kreisen Nordwestmecklenburg, Vorpommern-Rügen und Mecklenburgische Seenplatte gewesen, mit teilweise mehr als 40 Kilogramm je Bienenvolk. Für die Erhebung hatten laut Fischer etwa 200 der im Landesverband organisierten 1800 Bienenhalter ihre Ergebnisse gemeldet. Seinen Angaben zufolge wird die Zahl der Imker im Land insgesamt auf etwa 3000 geschätzt, die knapp 30 000 Bienenvölker halten.
Mit dem ermittelten Ertrag liegen die Imker im Nordosten unter dem bundesweiten Durchschnitt, den das Fachzentrum Bienen und Imkerei in Mayen in Rheinland-Pfalz mit 37,2 Kilogramm Honig je Bienenvolk angab. Dieses Resultat liegt 8,9 Kilo über dem für Bienen unwirtlichen Vorjahr. Das Zentrum bezog sich dabei auf zwei Umfragen zur Früh- und Sommerernte mit Meldungen aus bundesweit 15 700 Imkereien.
„Es war eine gute Ernte, die Imker können zufrieden sein“, sagte Zentrumsleiter Christoph Otten. Allerdings sei die Ernte im Vorjahr auch sehr niedrig ausgefallen. Insgesamt liege die diesjährige Menge um 2,7 Kilo über dem langjährigen Durchschnitt in Deutschland.
Bienenexperte Otten sagte, dass sich die Trockenheit des Sommers kaum auf die Ernte ausgewirkt habe. „Als die Trockenheit im Juli ihre Auswirkungen zeigte, hatten die Bienen wie in jedem Jahr bereits den meisten Nektar eingetragen und ihre Vorräte angelegt.“ Wetterbedingte Folgen gab es dennoch: Regen im Juni in Teilen Bayerns, Baden-Württembergs und in der Pfalz führte dazu, dass die Bienen dort weniger sammelten als in anderen Landesteilen.
Für die Imker in Mecklenburg-Vorpommern schlugen nach Einschätzung Fischers die kalten Tage im Frühjahr negativ zu Buche. „Der Raps blühte schon, da waren die Bienen noch gar nicht so richtig fit.“ Raps gilt trotz der zuletzt rückläufigen Anbaufläche als die mit Abstand wichtigste Tracht für die Honigproduktion im Nordosten.
Die Preise für deutschen Honig sind der Sommerumfrage zufolge um etwa sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Branchenkenner Otten begründet dies mit gestiegenen Kosten für Futter oder Gläser. Da die Preise lange nur sehr wenig gestiegen seien, sei die jetzige Erhöhung überfällig gewesen. Ein 500-Gramm-Glas Blütenhonig kostet nun im bundesweiten Schnitt 6,11 Euro. Laut Fischer geben die Imker in Mecklenburg-Vorpommern ihren Honig häufig preiswerter ab, im Schnitt für 5,60 Euro je Glas.
In Deutschland gibt es mehr als 150 000 Imker, die etwa eine Millionen Bienenvölker halten. In den allermeisten Fällen handelt es sich um Freizeitimker. Schätzungsweise ein Viertel des im Inland konsumierten Honigs kommt aus Deutschland, der Rest aus Staaten wie der Ukraine, Mexiko oder Argentinien.