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Gütig wie der Weihnachtsmann: Fassungsloser VfL Bochum verschenkt direkten Klassenerhalt

Viele Fußballer kommen gerne ins Ruhrstadion. Sie mögen die Enge, die Intensität des alten Schmuckkästchens an der Castroper Straße und die Stimmung. Seit ein paar Wochen kommt noch ein weiterer Grund für beliebte Anreisen hinzu: An der Castroper Straße werden regelmäßig drei Punkte an die Gegner ausgeschenkt. Für den VfL Bochum, der dort beheimatet ist, ist das eine schlechte Nachricht. An diesem Samstag war abermals Geschenke-Zeit. Dieses Mal durfte sich der FC Augsburg über das Päckchen freuen.

Und dieses Mal hat die Großzügigkeit der Gastgeber folgen. Nach 29 Spieltagen haben die Bochumer, Tabellen-17., neun Punkte Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz. Dort steht mit einem viel besseren Torverhältnis der FC St. Pauli. Bedeutet also: Wollen die Bochumer den Aufsteiger schnappen, müssen sie zehn Punkte mehr holen, bei 15 noch möglichen. Und wenn sie in den vergangenen Jahren zahlreiche Wunder geschafft haben, dieses wird nicht gelingen. Der Klassenverbleib ist nur noch über die Relegation möglich.

Für großen Ärger vorab hatte Stürmer Myron Boadu gesorgt. Trainer Dieter Hecking hatte den besten Torjäger aus disziplinarischen Gründen aus dem Kader gestrichen und war richtig sauer auf den Niederländer: „Ich ärgere mich sehr über das Verhalten, weil er hätte uns sicher heute gutgetan. Aber da steht der Mannschaftssport über allem. Wir sind nicht in der Situation, dass hier einige das Ego auspacken.“ Was genau passiert war, wollte der Trainer nicht sagen. Im Abschlusstraining aber habe der Spieler „ein Verhalten an den Tag gelegt, was mir nicht gefallen hat“, sagte Hecking. Der Kader-Ausschluss galt nur für ein Spiel.

„Deshalb stehst du da, wo du stehst“

Aber was ist nur passiert im Ruhrstadion, das einst eine Festung war? Ein Granat dafür, dass der VfL ein Erstligist blieb -außer in der Relegation im vergangenen Sommer? 15 Mal haben die Bochumer in dieser Saison zu Hause gespielt, neunmal verloren. Das gab es in der Vereinsgeschichte noch nie. Die Rolle des gütigen Weihnachtsmanns kurz vor Ostern kann sich der Klub nicht leisten. Eine schlüssige Erklärung gibt es nicht. „Das ist das fünfte Heimspiel, in dem wir nicht die schlechtere Mannschaft waren“, meinte Hecking, „aber wir holen die Punkte nicht. Deshalb stehst du da, wo du stehst.“

Sie konnten tatsächlich nicht fassen, dass sie wieder einmal blank dastanden. Sie hatten doch alles gegeben, den frühen Rückstand weggesteckt, die Widerstände eingerissen, ausgeglichen. Es sprach alles für den VfL. Philipp Hofmann hatte nach einer Stunde das 1:1 erzielt und damit endlich die Antwort auf das 0:1 durch Samuel Essende gefunden. Wütend waren die Bochumer angerannt, aber immer wieder am herausragenden Gästekeeper Finn Dahmen gescheitert. Dann sah Arne Meier in der 80. Minute Rot. Er trat Bernardo mit offener Sohle auf die Wade. Der VAR griff ein, statt Gelb flog er vom Platz. Dann das Drama: In der 89. Minute haut Bochums Youngster Mats Pannewig den Ball an den Pfosten, im Gegenzug erzielt Augsburg Youngster Mert Kömür das 1:2.

Dann dauert’s halt ein bisschen länger

Wie vom Donner in Schockstarre versetzt, begriffen die Bochumer gar nicht, was passiert war. Nach dem letzten Pfiff fielen sie auf den Boden und schlichen zur Ostkurve. Dort gab es Aufmunterung. Die Fans hatten gesehen, dass die Spieler wollten. Das ist der Minimalkonsens. Und dennoch wollte sich niemand mit dem Balsam trösten lassen. „Wir reden jetzt seit mehreren Wochen davon, dass wir gute, ordentliche Leistungen zeigen“, sagte Außenverteidiger Maximilian Wittek. „Es ist natürlich irgendwo schön, dass man eine Entwicklung sieht, die bringt im Abstiegskampf leider nicht so viel. Mir wär’s lieber, wir spielen nicht gut und gewinnen dreckig irgendwie 1:0.“

Aufrichten, weitermachen, diesen brutalen Rückschlag abhaken. „Es ist klar, jetzt geht es nur noch um die Relegation“, sagte Hecking. Abwehrspieler Bernardo stimmte zu: „Wir haben jetzt eine kleine Bundesliga mit drei Vereinen, einer wird gegen eine Mannschaft aus der 2. Liga spielen. Wenn der Weg ein bisschen länger dauert und wir es schaffen, ist es egal. Hauptsache, wir erreichen unser Ziel.“ Wie es geht, haben sie im vergangenen Sommer bewiesen. Gegen Fortuna Düsseldorf. Auswärts.

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