Jamie Gittens klatschte zunächst mit Schiedsrichter Felix Zwayer ab, dann nahm er die herzliche Gratulation von Nuri Sahin entgegen. Der Trainer von Borussia Dortmund wusste, bei wem er sich für das erfolgreiche Bundesliga-Debüt in neuer Funktion zu bedanken hatte. Mit einem Doppelpack hatte der eingewechselte Engländer dem lange lethargischen BVB zum 2:0 (0:0)-Auftaktsieg gegen Eintracht Frankfurt verholfen.
„Wir sind drin geblieben, ruhig geblieben, hatten das Quäntchen Glück und mit Jamie eine super Einzelaktion“, sagte Neuzugang Pascal Groß bei Sky. Und Matchwinner Gittens, der vor Beginn der Saison seinen Namen von Bynoe-Gittens zu Gittens verkürzt hatte, freute sich: „Das erste Spiel ist so wichtig. Es ist ein verrücktes Gefühl, zwei Tore vor den besten Fans der Welt zu schießen.“ Dortmund jubelte damit auch im zehnten Jahr in Folge über einen Erfolg im ersten Ligaspiel der Saison.
Gittens entschied mit seinen beiden Toren (72. und 90.+3) das Spiel für den BVB, der trotz des Erfolgs viele Fragezeichen aufgab. Dortmund agierte über weite Strecken ideen- und harmlos, zudem schlichen sich immer wieder unerklärliche Fehler in das Spiel des Gastgebers ein. Auf dem Weg zu den großen Zielen werden bessere Leistungen folgen müssen.
Bei 30 Grad und strahlendem Sonnenschein waren natürlich alle Augen auf den neuen Mann an der Seitenlinie gerichtet. Im Vergleich zum 4:1-Pokalerfolg beim Regionalligisten Phoenix Lübeck tauschte der 35-Jährige nur auf einer Position, Donyell Malen spielte für Gittens. Somit feierten auch Waldemar Anton und Pascal Groß ihre Startelf-Premiere vor der „Gelben Wand“.
Neben Sahin lag auch ein besonderes Augenmerk auf Felix Zwayer, der zum ersten Mal seit der 2:3-Niederlage gegen die Bayern am 4. Dezember 2021 wieder eine Partie der Dortmunder leitete. Der damalige BVB-Star Jude Bellingham hatte den Unparteiischen nach dem Spiel harsch attackiert und damit die Stimmung angeheizt. Zwayer nahm eine Pause, bei seiner Rückkehr entschied der DFB, dass er vorerst keine BVB-Spiele mehr leiten werde.
Nun pfiff aber Zwayer also wieder eine Begegnung der Borussia – im Mittelpunkt stand er dabei aber zunächst nicht. Während der BVB um viel Ballbesitz bemüht war, versuchte es die Eintracht mit frühem Pressing. Das gelang auch gut, den Dortmundern fehlten die Ideen nach vorne.
Und so blieben zwingende Chancen Mangelware, was Sahin nicht gefiel. Permanent stand er in seiner Coachingzone, gab wild gestikulierend Anweisungen an seine Mannschaft. Doch auch nach einer Trinkpause setzte sich das lethargische Spiel des Champions-League-Finalisten fort. Immer wieder leistete sich der BVB einfache Ballverluste, blieb viel zu harmlos.
Kurz vor der Halbzeit rückte dann plötzlich Zwayer in den Vordergrund: Nach einem Kopfball von Anton forderten die BVB-Anhänger einen Handelfmeter gegen Fares Chaibi. Doch der Ball ging zuerst gegen den Kopf des Frankfurters.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs präsentierten die Fans auf der Südtribüne zahlreiche Banner gegen den umstrittenen Werbedeal mit Rheinmetall. Doch dann ging es schnell wieder ums Sportliche – weil der BVB nun da war. Ein Schuss von Julian Brandt strich nur knapp über das Tor (49.). Auf der Gegenseite scheiterte Omar Marmoush an Gregor Kobel (57.).
Kurz darauf feierte auch Maximilian Beier sein Heimspieldebüt im BVB-Trikot. Die beste Chance hatten aber dann die Gäste, doch Chaibi traf aus kürzester Distanz nicht. Stattdessen jubelte im Gegenzug Gittens nach einem traumhaften Schlenzer.