Angesichts der Probleme bei den MV Werften hat die IG Metall einen zügigen Verkauf der Werft in Stralsund gefordert.
Es gebe Interessenten und Pläne für den Standort, sagte Heiko Messerschmidt von der IG Metall Küste der Deutschen Presse-Agentur. Dafür sei es aber entscheidend, dass der Mutterkonzern Genting „den Weg dafür freimacht“. Im Idealfall kaufe dann die Stadt die Flächen und bringe zusammen etwa mit dem Unternehmen Nordic Yards und anderen Firmen Arbeit an den Standort.
Stralsunds Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU) hatte wiederholt angekündigt, die Stadt wolle die Flächen kaufen. Dafür seien im Haushalt bereits 10,5 Millionen Euro eingestellt, sagte er kürzlich bei NDR MV Live. Ziel sei es, mehrere Firmen auf dem Gelände anzusiedeln. Der ehemalige Eigentümer Nordic Yards hat laut Medien Interesse am Standort gezeigt, etwa um dort Schiffe zu reparieren.
Die Mutter der MV Werften, der asiatische Genting-Konzern, hat laut Messerschmidt deutlich gemacht, dass er für sich in Stralsund keine Perspektive sieht. Es sei wichtig, das Gelände nicht zu einem reinen Gewerbepark zu machen, sondern eine arbeitsfähige Werft zu erhalten. „Es ist aus unserer Sicht ein ganz hervorragender Standort für Schiffbau.“ Die hoch qualifizierten Beschäftigten, die noch da seien, müssten unbedingt gehalten werden. „Das muss auch das industriepolitische Ziel des Landes sein.“
Nach Gewerkschaftsangaben sind von den ursprünglich 540 Mitarbeitern derzeit noch etwa 230 am Standort angestellt. Etwa 100 von ihnen arbeiten demnach an dem riesigen Kreuzfahrtschiff „Global 1“ in Wismar, wo MV Werften neben Rostock den dritten Standort hat. Elektriker und Schiffbauer arbeiteten dabei in Wismar und Konstrukteure von Stralsund aus. Etwa 200 Ex-Mitarbeiter seien bereits in eine Transfergesellschaft gewechselt. Es sei das Ziel auch aus dieser Gesellschaft, wieder Beschäftigte an den Standort zu bringen, sagte Messerschmidt. Aber dafür brauche es erst einmal einen neuen Eigentümer und neue Unternehmen.
Im Sommer verließ das Expeditions-Kreuzfahrtschiff „Crystal Endeavor“ Stralsund. Teile für das ursprünglich geplante zweite Schiff dieses luxuriösen Typs, die „Crystal Endeavor 2“, befinden sich in der Werft. Messerschmidt hält einen Weiterbau mit Genting für unrealistisch. Das Know-how sei aber da. Insofern sollte man grundsätzlich den Weiterbau nicht ganz vom Tisch wischen.
Genting hatte 2016 die drei Werften übernommen, um Kreuzfahrtschiffe zu bauen. Im Zuge der Corona-Pandemie geriet der Konzern in finanzielle Schwierigkeiten. Zuletzt wurden Löhne für die insgesamt rund 2000 Mitarbeiter nicht ausgezahlt. Zudem wurde der Handel mit Genting-Aktien an der Börse in Hongkong ausgesetzt. Bund und Land verhandeln mit dem Unternehmen seit Wochen über ein Rettungspaket, damit das Riesen-Kreuzfahrtschiff „Global 1“ fertiggestellt werden kann.