Zu Hochzeiten betreibt die Bundespost mehr als 160.000 Telefonzellen in Deutschland. Doch mit dem Siegeszug der Mobiltelefone sinkt der Nutzen stetig. Die letzten Fernsprecher will die Telekom daher bis 2025 abbauen.
Die Deutsche Telekom schaltet Anfang 2023 die letzten Telefonzellen in Deutschland ab. Wie unter anderem der „Stern“ berichtet, hat der Konzern Städte und Gemeinden unter der Woche in einem Schreiben über die Abschaltpläne informiert. Demnach wird der Münzservice am 21. November eingestellt. Mit einer Telefonkarte sollen noch bis Ende Januar Gespräche möglich sein.
Demnach sind derzeit noch etwa 12.000 öffentliche Telefonzellen in Betrieb. Der Abbau der Telefone soll im Februar beginnen und bis Anfang 2025 dauern. Mit dem neu gewonnenen Platz will die Telekom laut der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ das Handynetz verbessern: An rund einem Viertel der Standorte sollen Small Cells entstehen, also kleine Antennen, die Mobilfunksignale verstärken.
Begründet wird der Schritt mit dem fehlenden Nutzen der Fernsprecher. „Wenn fast jeder ein Handy in der Tasche hat, hat es wenig Sinn, eine teure öffentliche Infrastruktur vorzuhalten“, zitiert die FAZ einen Sprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. „Fast jedes dritte öffentliche Telefon hat im letzten Jahr keinen einzigen Euro Umsatz gemacht“, sagt ein Konzernsprecher der Zeitung. Zudem würden neben Betriebskosten, Standmiete und Reinigung auch immer wieder Kosten für die Beseitigung von Schäden durch Vandalismus und Diebstahl anfallen.
Die Entwicklung hatte sich in den letzten Jahren bereits angedeutet. Waren 2019 noch knapp 17.000 Telefonzellen am Netz, lag die Zahl im Januar 2022 nur noch bei 14.200 – ein Rückgang von knapp 16 Prozent. Dennoch hatte die Telekom noch Anfang dieses Jahres erklärt, ein vollständiger Abbau sei „derzeit nicht geplant“. Vielmehr könnten Standorte, an denen es eine entsprechende Nachfrage gebe, weiterhin betrieben werden, hatte das IT-Portal Golem berichtet. Dazu zählten Orte mit viel Publikumsverkehr wie etwa Flughäfen, Bahnhöfe und Einkaufsstraßen.
Die erste Telefonzelle wurde am 12. Januar 1881 in Berlin aufgestellt. Ab den 1920er Jahren gehörten die gelben Häuschen deutschlandweit zum Straßenbild. Zu Hochzeiten waren mehr als 160.000 im Dienst, die zuerst von der Bundespost, nach Wiedervereinigung und Privatisierung von der Telekom betrieben wurden.