Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) hat angesichts der aktuellen Schwierigkeiten bei den Gaslieferungen für Deutschland vor einer Überreaktion gewarnt.
„Die Situation ist schwierig. Sie stellt uns alle vor große Herausforderungen. Panikmache ist auch in diesen Zeiten ein schlechter Ratgeber“, teilte Meyer mit. Man sei im engen Austausch mit dem Bund. Hierbei legte der Minister Wert darauf, dass nicht nur Großversorger unterstützt werden müssen, sondern auch regionale Energiedienstleister, die besonders mit den Preissteigerungen zu kämpfen haben.
Die Stadtwerke in Neustrelitz hatten bereits am Dienstag einen Krisen- und Notfallstab einberufen, um sich auf eventuelle Engpässe im Winter vorzubereiten. Der Versorger betreibt ein Biomassekraftwerk, was Unternehmensangaben zufolge bis zu 70 Prozent der benötigten Wärmeversorgung sicherstellt – abhängig von der Wettersituation. Nur zu 30 Prozent sei man auf Öl oder Gas angewiesen. Der Geschäftsführer Frank Schmetzke zeigte sich zuversichtlich: „Wir sind ein wirtschaftlich starkes Unternehmen, und es gibt derzeit keinen Grund, in Panik zu geraten, dennoch müssen wir uns auf die Situation einstellen und entsprechende Vorbereitungen treffen.“ Der „Nordkurier“ hatte zuvor berichtet.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte zuletzt davor gewarnt, dass die Gaslieferungen durch die Nord-Stream-1-Pipeline nach einer ab dem 11. Juli anstehenden Wartung unter Umständen nicht wieder aufgenommen würden. Durch die Pipeline fließt der Großteil der russischen Gaslieferungen nach Deutschland. Trotz der Tatsache, dass diese Pipeline im vorpommerschen Lubmin anlandet, wäre Mecklenburg-Voprpommern laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) nicht stärker von einem Lieferstopp betroffen als andere Teile Deutschlands.
In der Landesregierung sorgt man sich neben der finanziellen Belastung von einkommensschwachen Haushalten besonders um die etwaigen Folgen von Gas-Engpässen für kleine und mittlere Unternehmen. Viele Mittelständler stellen laut Meyer Vorprodukte für Großunternehmen her, „fehlt es an diesen Zulieferprodukten, bleibt auch das finale Produkt nur eine leere Hülle. Auch das Handwerk ist energieintensiv.“
Die Stadtwerke in Neustrelitz forderten bereits einen Rettungsschirm, sollten Kunden ihre Rechnung wegen möglicher Preissprünge nicht mehr zahlen können. Unternehmenschef Schmetzke wünscht sich darüber hinaus schnellere Genehmigungsverfahren für den Ausbau von Erneuerbaren Energien, um gänzlich unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden.