Mittwoch, 27.November 2024 | 05:36

Feuerwehr: Ehrenamtliche mit vielen Einsätzen konfrontiert

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Das rote Einsatzfahrzeug hält an, die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr rollen den Schlauch aus, noch wissen sie nicht, was los ist. Der Gruppenführer erkundet die Lage, kann aber von unten nichts erkennen. Also muss eine Leiter her.

An diesem Abend trainieren die Ehrenamtlichen in Dorf Mecklenburg nur, es ist ein simulierter Einsatz. Die Kameradinnen und Kameraden müssen sich fit halten, denn sie sind viel gefragt. Die Einsätze haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen, berichtet Wehrführer Jörg Spangenberg. In früheren Jahren habe es immer zwischen 30 und 40 Einsätzen gegeben – 2022 seien es 78 gewesen.

Dass das kein Einzelfall ist, bestätigt Landesbrandmeister Hannes Möller: „Wir haben im letzten Jahr bei vielen Feuerwehren eine Verdoppelung der Einsatzzahlen gehabt“, sagt er. Die landesweit rund 26 000 Einsatzkräfte sehen sich seinen Angaben nach mit veränderten Aufgaben konfrontiert, würden etwa deutlich mehr für technische Hilfeleistungen gerufen. „Es sind insbesondere Türöffnungen, Tragehilfen und andere Dinge, wo Feuerwehren heute immer mehr hinzugezogen werden“, so Möller.

Als Gründe führt Möller einerseits die älter werdende Bevölkerung und alleinlebende Personen an, die sich selbst nicht mehr helfen könnten. Andererseits würden die Feuerwehren auch die Auswirkungen des Klimawandels spüren – etwa mehr Stürme und lokale Unwetter, die zu Einsätzen führten.

Wehrführer Spangenberg ist zudem der Ansicht, dass die Feuerwehr zunehmend als Anlaufstelle zum Lösen von Problemen dient: „Das Mittel Feuerwehr wird immer schnell genommen, wenn irgendjemand nicht weiter weiß.“ Das sei nicht schlimm, dafür seien sie da, sagt er. Dennoch betont Spangenberg auch, dass es zuletzt zu viele Einsätze gewesen seien.

„Man muss aufpassen, dass man nicht in eine Richtung geht, dass es keinen Spaß mehr macht“, erklärt der Wehrführer, der seit seinem zwölften Lebensjahr bei der Feuerwehr ist. Auch Landesbrandmeister Möller sagt, dass die vielerorts stark gestiegenen Einsatzzahlen, „wenn sie sich auf diesem Niveau weiterbewegen, das Ehrenamt Feuerwehr schon gefährden“. Seiner Einschätzung nach muss deshalb konkret überlegt werden, welche Aufgaben auch zukünftig bei der Feuerwehr sein sollten und wo andere Lösungen nötig sind.

Wehrführer Spangenberg verweist zudem darauf, dass die Belastung der Kameraden vermindert werden könnte, wenn es genug Kameraden gäbe. Die Zahl der Einsatzkräfte in Dorf Mecklenburg kommt demnach mit aktuell 38 nicht an die 46 heran, die ihm zufolge im Brandschutzbedarfsplan gefordert werden.

Hoffnung macht ein Blick in die Zukunft: Die Kinderfeuerwehr verzeichnet laut Spangenberg einen starken Zulauf. Auch mit Blick auf das gesamte Bundesland berichtet Landesbrandmeister Möller von einer vielerorts großen Nachfrage im Kinder- und Jugendbereich.

Einen Zuwachs beobachtet er nach eigenen Angaben auch bei den Frauen in der Feuerwehr. Von den rund 45 000 Mitgliedern bei den Freiwilligen Feuerwehren im Nordosten sei aktuell rund jede Fünfte weiblich. „Insbesondere im Kinder- und Jugendbereich sind viele Mädels dabei und das setzt sich natürlich jetzt über die Jahre fort in die Wehren, in den aktiven Bereich“, so Möller.

Veränderung gibt es auch bei den Feuerwehrfahrzeugen: Die 50 Millionen Euro, die das Land in der vorigen Legislaturperiode extra für Neuanschaffungen bereitgestellt hat, sind laut Möller ein richtiger Schritt gewesen, um einen gewissen Standard wiederherzustellen. Auch die Freiwillige Feuerwehr in Dorf Mecklenburg bekomme über dieses Investitionsprogramm noch ein neues Fahrzeug, sagt Wehrführer Spangenberg. Das Problem: Noch gebe es für dieses und ein weiteres neues Fahrzeug keinen Platz.

Deshalb soll es nach Spangenbergs Angaben auch ein neues Gerätehaus geben. Ob das Anfang April beschlossene 50-Millionen-Programm des Landes für Gebäude für Freiwillige Feuerwehren dabei helfen kann, ist seiner Einschätzung nach fraglich. Die Richtlinien für eine Förderung würden jetzt erst erarbeitet. Seine Feuerwehr könne nicht so lang warten und wisse noch nicht, ob sie die Voraussetzungen erfülle, so Spangenberg.

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