Die Pläne von Bund und Ländern, das Tragen von FFP2- oder OP-Masken in Bussen, Bahnen und Geschäften zur Pflicht zu machen, stoßen beim Chef des Instituts für Medizinische Mikrobiologie an der Universitätsmedizin Rostock, Andreas Podbielski, auf Skepsis. „FFP2-Masken sind für Profis in Profi-Situationen gedacht“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe gute wissenschaftliche Untersuchungen zu deren Nutzen im Klinikbereich, nicht jedoch für den Alltag der Menschen. Die Pläne könnten als „Aktionismus“ bezeichnet werden.
Bund und Länder hatten sich am Dienstag darauf verständigt, dass in Bussen, Bahnen und Geschäften künftig Masken getragen werden müssen, die besser schützen als Alltagsmasken aus Stoff. Das können OP-Masken sein, FFP2-Masken oder auch KN95-Masken, die einen vergleichbaren Standard haben.
Auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hatte geraten, „dass dort, wo es möglich ist, auch FFP2-Masken getragen werden sollen, also die besseren“. Der MV-Gipfel wird sich am Freitag mit dem Thema befassen.
„Die FFP2-Masken bieten einen merklichen Atemwiderstand“, sagte Podbielski. Deshalb werde im Arbeitsrecht eine maximale Tragedauer von 75 Minuten mit einer anschließenden Erholungszeit von 30 Minuten empfohlen. Menschen mit Erkrankungen wie Asthma könnten schnell erschöpft sein. An der Rostocker Uniklinik gebe es betriebsärztliche Untersuchungen, ob Mitarbeiter diese Masken tragen können.
Höchst problematisch sei auch der Glaube, dass eine FFP2-Maske bei Bartträgern eine positive Wirkung haben könnte. Sie könne nie dicht sitzen. „Dann müsste man konsequenterweise ins Gesetz schreiben, dass die Entfernung des Bartes Pflicht ist“, meinte Podbielski. Diese Profi-Masken müssten sehr eng anliegen, um ihre Funktion zu erfüllen. Sofern die Masken Gummibänder für die Ohren haben, schmerze das Tragen nach Zeiten von einer halben Stunde und mehr.
Beim Betrachten von Bildern von FFP2-Masken sei es zudem fraglich, ob diese Exemplare auch wirklich alle die beanspruchte Funktion erfüllen. „FFP2-Masken haben Gummilippen an den Rändern, damit sie im Gesicht ordentlich anliegen können“, erklärte Podbielski. Diese seien bei vielen der aktuell genutzten Masken nicht vorhanden.