Mittwoch, 27.November 2024 | 20:46

Es wird unruhig für Nagelsmann: DFB-Elf wird verkloppt wie ein Wiener Schnitzel

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Herrje, was war das denn? Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft will gegen Österreich Wiedergutmachung für die bittere Pleite gegen die Türkei betreiben. Doch das Gegenteil passiert. Der Abend in Wien endet als Debakel und wird wilde Diskussionen nach sich ziehen.

Was ist im Wiener Ernst-Happel-Stadion passiert?
Der tiefste Tiefpunkt seit … ach, man weiß es schon gar nicht mehr, ist erreicht worden. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft kassiert drei Tage nach dem stimmungsvollen Heim-Auswärtsspiel in Berlin gegen die Türkei (2:3) die nächste derbe Klatsche im Duell der Emotionen. In der österreichischen Hauptstadt wird das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann verkloppt wie ein Wiener Schnitzel. Das Beste an diesem Abend, das Ergebnis: lediglich mit 0:2 ging das Spiel verloren. Das Problem daran: Deutschland schleppt eine veritable Diskussion mit in den Winter.

Und niemand kann Argumente liefern, dass das, was nun besprochen wird, nicht stimmt. Kleiner Spoiler dessen, was mit Wucht kommen wird: Ist diese Nationalmannschaft wirklich so schlecht? Ist Nagelsmann tatsächlich der richtige Mann? Überfordert er die Spieler mit seinen Ideen? Es wird hitzig, es wird wild. Und es wird schwarzgemalt. Dabei sollte doch alles anders werden. Nagelsmann wollte dem deutschen Fußball-Grau-in-grau bunte Farben schenken. Wollte die Heim-EM, die ein Sommermärchen werden muss (verordnet von Rudi Völler), schillernd am Horizont leuchten lassen. Nicht nur mit einem guten Ergebnis, sondern auch mit der Art und Weise. Aber nichts an diesem Abend, NICHTS (!), macht Hoffnung. Unter Nagelsmann wurde nur eines von vier Spielen gewonnen, das ist der schlechteste Start eines Bundestrainers seit Erich Ribbeck vor 24 Jahren.

Was war gut?
Puh … nichts. Vielleicht nur die Erkenntnis, dass es schlimmer nicht werden kann.

Was war nicht gut?
Alles! ALLES! Im österreichischen Fernsehen, im ORF, hatten sie schon zur Halbzeit Mitleid mit den Gästen. Die deutsche Nationalmannschaft, sagten sie, sei nur noch Schatten ihrer selbst. Die Defensive bleibt eine größere Baustelle, als es der Berliner Chaos-Flughafen BER jemals war. Mit einfachsten Mitteln spielten die Gastgeber die Deutschen aus. Lange Bälle hinter die letzte Kette und zack wurd’s gefährlich. Um das tatterige DFB-Team zu ärgern, musste sich Fußball-Professor Ralf Rangnick nicht mal etwas Geniales auszudenken. Und die Offensive, die zumindest in den vergangenen Spielen immer wieder geliefert hatte, war so zaghaft wie eine Jung-Gams beim ersten Sprung. Erst als alles verloren war, das Spiel und Leroy Sané nach einer wilden Tätlichkeit gegen Philipp Mwene (49.), als die Fans auf den Tribünen „oh, wie ist das schön …“ sangen und Nagelsmann seine Elf per Wechseln auf links gezogen hatte, flogen ein paar Bälle auf das Tor der Österreicher. Aber so wahnsinnig gefährlich war das alles nicht.

Was Hoffnung macht …
…, dass Jamal Musiala eines Tages wiederkommt. Der verletzten Youngster des FC Bayern ist, wenn man so will, der große Gewinner des Abends. Und der zweite: Hansi Flick. Er war in diesem desaströsen Jahr zum Buhmann geworden. Zu dem, der die Mannschaft mit seiner Experimentierwut – mit dem Leverkusener Robert Andrich wurde in Wien der 40. Nationalspieler (!) in diesem Jahr ausprobiert – in die Krise geschickt hatte. Und nun? Wird die Geschichte von Flick neu erzählt werden müssen. Und das ausgerechnet zwölf Monate nach dem WM-Debakel von Katar. Die Gegenwart des DFB-Teams ist grauer als es jede Gans je sein kann.

Erschreckendes DFB-Team geht gegen Österreich unter
Nach der Pleite gegen die Türkei war im deutschen Fußball mal wieder alles zerredet worden. Und natürlich auch die Rolle von Joshua Kimmich. Gemeinsam mit Kapitän İlkay Gündoğan, das funktioniere nicht, schallte es aus Expertenrunden. Hat Nagelsmann zugehört und reagiert? Nein, den überraschenden Startelf-Verzicht begründete der Bundestrainer anders, mit einem Plan für die EM: „Wir wollen Variabilität testen. Auch mit Hinblick auf das Turnier. Da können wir nicht immer mit denselben Pärchen spielen. Ein Turnier wird mit 14, 15 Spielern bestritten.

Nicht mit zehn, nicht mit 18. Da bewegen wir uns momentan auch.“ Wie groß die Tragweite der Entscheidung ist, lässt sich an einer Statistik ablesen: Als Nagelsmann noch den FC Bayern coachte, ließ er seinen Musterschüler nur ein einziges Mal auf der Bank – im Oktober 2022, nach einer Corona-Infektion. In den restlichen 72 Pflichtspielen, in denen er zur Verfügung stand, startete Kimmich immer

Stimmen zum Spiel
Julian Nagelsmann (Bundestrainer): „Wir dürfen nicht in eine Opferrolle verfallen. Wir müssen akzeptieren, dass wir unfassbar viel Arbeit haben auf allen Positionen. Es wird bis zum Sommer nichts leicht von der Hand gehen. Es geht nur über sehr harte Arbeit und sogenannte deutsche Tugenden. Es geht darum, nicht in Schönheit zu sterben. Wir werden bis Sommer nicht zu Verteidigungsmonstern. Wir müssen die Zeit, in der wir verteidigen, minimieren. Die Mannschaft hat eine Gabe, schön zu spielen. Aber wir müssen viel mehr Dynamik entwickeln im eigenen Ballbesitz. Wir sind eine gute Gruppe und beim Überschreiten der Linie sind es Einzelkämpfer. Es sind super viele gute Zeichen, aber den Transfer aufs Feld kriegen wir nicht gut hin.“

İlkay Gündoğan (Kapitän): „Es ist alles hausgemacht. Die Rote Karte von Leroy fasst alles zusammen: den Frust, die Enttäuschung. Man muss ehrlich gestehen, dass die Defensive vorne schon losgeht. Statt emotional zu verteidigen, machen wir immer das Gegenteil. So geben wir den Österreichern das Spiel, das sie haben wollen. So wirst du nicht erfolgreich. Schlechter kann es gerade nicht sein. Vielleicht ist das der einzige positive Aspekt.“

Mats Hummels (Nationalspieler): „Wir haben emotional und kämpferisch erst mit der Roten Karte angefangen dagegenzuhalten. Defensive ist nicht Abwehr und Offensive Sturm – alles arbeitet zusammen. Wir haben uns als komplette Mannschaft an die eigene Nase zu packen. So reicht es nicht gegen eine Topnation. Es dauert, die Sachen umzusetzen. Ich glaube, dass man noch ganz große Schritte gehen kann. Wir wissen jetzt sehr eindeutig, wo wir noch ein, zwei Schippen drauflegen müssen. Dann kann es auch ein gutes Turnier werden, im Moment nicht.“

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