Die norddeutsche Ernährungsbranche hat von der Politik verlässliche Rahmenbedingungen gefordert, um eine regionale Produktion nachhaltig zu sichern. Die Krisen der vergangenen Jahre und auch die aktuellen Konflikte hätten gezeigt, wie wichtig die regionale Lebensmittelproduktion für die Versorgung der Bevölkerung sei, sagte der Vorsitzende der Marketinggesellschaft der Agrar- und Ernährungswirtschaft MV (AMV), Tobias Blömer.
Notwendig seien ein Abbau der Bürokratie, die Unterstützung regionaler Absatzförderung und Wertschöpfungsketten sowie die Schaffung fairer Wettbewerbsbedingungen etwa durch einen Schutz vor zollfreien Billigprodukten mit schlechteren Standards. Die Politik müsse endlich handeln. Blömer äußerte sich anlässlich des 7. Norddeutschen Ernährungsgipfels in Warnemünde, der am Donnerstag von der AMV und dem Brandenburger Agrarmarketingverband pro agro ausgerichtet wird.
Die norddeutsche Ernährungswirtschaft kämpfe weiterhin mit gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten, einem anhaltenden Fachkräftemangel und einem unsicheren Konsumklima. Gleichzeitig seien die Anforderungen an die Branche, etwa durch strengere Umwelt- und Tierwohlauflagen, gestiegen, kritisierte die AMV.
Nach einer AMV-Umfrage können nur 13,25 Prozent der Unternehmen gestiegene Produktionskosten vollständig weitergeben. Fast 45 Prozent der Unternehmen gelinge dies nur teilweise, was zu erheblichem finanziellem Druck führe. Zudem habe sich die Zahl der Unternehmen, die Personal abbauten oder umstrukturierten, von 14,6 Prozent im Vorjahr auf 34,9 Prozent erhöht. 60 Prozent berichtete zudem im Vergleich zum Vorjahr von einer Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage.
An dem Ernährungsgipfel nehmen rund 200 Teilnehmer aus Norddeutschland teil, darunter Vertreter aus Wirtschaft, Handel, Politik, Verwaltungen und Verbänden. Laut Veranstalter sind in den 88 Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern in MV über 14.400 Mitarbeiter beschäftigt. Die Ernährungsbranche erwirtschafte dabei einen Jahresumsatz von rund 4,5 Milliarden Euro.
Für das Land Brandenburg sei die Branche mit 164 Betrieben, einem Jahresumsatz von 4,38 Milliarden Euro sowie 12.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Betrieben ab 20 Mitarbeiter eine herausragende regionalwirtschaftliche Größe.