Sonntag, 24.November 2024 | 10:55

EM-Effekt bleibt aus: Deutsche Wirtschaft hofft vergeblich auf Sommermärchen

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Nicht nur Fans hoffen auf ein neues Sommermärchen wie zur WM 2006, sondern auch die deutsche Wirtschaft. Millionen Fußballanhänger aus dem In- und Ausland, tolle Stimmung sowie eine erfolgreiche Nationalmannschaft könnten die Zutaten für einen guten Konjunktursommer sein. Laut einer aktuellen Analyse des Leibniz Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), die dem „Handelsblatt“ vorab vorliegt, setzt Europas größte Volkswirtschaft allerdings vergeblich auf Wachstumsimpulse durch die anstehende Europameisterschaft. IWH-Leiter Oliver Holtemöller zufolge seien „keine relevanten gesamtwirtschaftlichen Effekte zu erwarten“.

Das belegt der Analyse zufolge bereits die Erfahrung nach der Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land. Große Fußballturniere seien zwar große gesellschaftliche Ereignisse, zitiert das „Handelsblatt“ IWH-Forscher Holtemöller: „Gesamtwirtschaftlich fallen sie in großen Volkswirtschaften allerdings kaum ins Gewicht.“ Nach dem Wettbewerb verzeichnete die Wirtschaft ein Nullwachstum von 0,0 Prozentpunkten.

Für dieses Jahr erwarte das IWH deswegen einen ähnlich schwachen Effekt, zitiert das „Handelsblatt“ das Institut. Die ausländischen Fans würden sich hierzulande zwar positiv auf den Konsum auswirken, gleichzeitig komme es aber zu Verdrängungseffekten. Um hohe Hotelkosten zu vermeiden, blieben andere Touristen oft fern. Das IWH erwartet den größten EM-Effekt nichtsdestotrotz im Gastgewerbe. Die Einnahmen von Hotels und Gaststätten würden dadurch um rund 250 Millionen Euro steigen.

Laut einer aktuellen Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) zeigt sich mit Blick auf die Zahlen bisher ein eher gemischtes Bild. Während 29,4 Prozent der Betriebe in den Ausrichterstädten einen besseren Buchungsstand im EM-Zeitraum im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen, meldeten 34,6 Prozent eine Verschlechterung. Bei 36 Prozent sei der Buchungsstand konstant.

Nur etwa 0,3 Prozent Wachstum für Deutschland
„Auch wenn nicht alle Gastgeber unmittelbar von einem sportlichen Mega-Ereignis wie der EM profitieren, sind die möglichen positiven Effekte für eine Stimmungsaufhellung im Land sowie für die Stärkung des Tourismusstandortes Deutschland nicht zu unterschätzen“, sagt Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges der Deutschen Presse Agentur.

Darauf macht auch Holtemöller im Gespräch mit der „Berliner Morgenpost“ aufmerksam: „Je nach Turnierverlauf wäre aber auch schon eine gesellschaftliche Stimmungsaufhellung durch begeisternde sportliche Erfolge ein Pluspunkt für die aktuell unter eher schlechter Stimmung leidende Konjunktur.“

Schließlich kann Deutschland derzeit jede Unterstützung gebrauchen, wird sie doch nach der Prognose von internationalen Organisationen wie IWF und OECD in diesem Jahr erneut so schlecht abschneiden wie kein anderes großes Industrieland. Nur etwa 0,3 Prozent Wachstum werden ihr zugetraut.

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