Homeoffice und Homeschooling haben den Blick der Eltern auf den Lebenswandel ihrer Kinder geschärft und zuweilen auch bedenkliches Verhalten zutage gefördert.
Wie die Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen in Mecklenburg-Vorpommern am Montag mitteilte, hat sich der Anteil besorgter Eltern, die sich an Suchtberatungsstellen im Land wandten, im ersten Corona-Jahr mehr als verdoppelt. Während 2019 noch 14,2 Prozent der Hilfe suchenden Angehörigen Eltern waren, seien es im Jahr 2020 schon 31,2 Prozent gewesen, hieß es. Die Fragen hätten sich oft um möglichen Alkoholmissbrauch gedreht, um Cannabiskonsum oder die Einnahme von Aufputschmitteln.
Wegen der coronabedingten Kontaktbeschränkungen hätten sich Jugendliche weniger treffen und Partys nicht stattfinden können, sagte Birgit Grämke von der Landeskoordinierungsstelle. So habe sich der Konsum von Alkohol und illegalen Drogen vermutlich mehr ins häusliche Umfeld verlagert und sei dort den Eltern auch häufiger aufgefallen.
Grämke verwies auf einen Aktionstag, bei dem der Arbeitskreis Sucht am Mittwoch in der Schweriner Innenstadt Beratungs- und Präventionsangebote vorstellen wolle. Im Arbeitskreis arbeiten ambulante, stationäre und komplementäre Dienste und Einrichtungen sowie Gruppen der Selbsthilfe zusammen.
Nach Angaben Grämkes hat der Corona-Lockdown den Alkoholkonsum in Deutschland insgesamt steigen lassen. Dies habe jüngst auch eine Umfrage im Auftrag der KKH Kaufmännischen Krankenkasse bestätigt. „Wenn Belastungsgrenzen vielfach überschritten werden und Bewältigungsstrategien fehlen, können Suchtmittel zur Kompensation dienen und zu einem problematischen Konsumverhalten führen“, erklärte Grämke.
Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) mahnte einen achtsameren Umgang miteinander an. Warnsignale im Umgang mit Alkohol sollten registriert und das Gespräch mit dem Betroffenen ohne Scheu gesucht werden. Die Mehrzahl der Anfragen in Suchtberatungsstellen kommt jedoch laut Grämke aus Partnerschaften zum Verhalten des jeweils anderen.