Aus der Traum vom Triple: Ein fahriger FC Bayern ist im DFB-Pokal in letzter Minute an einem starken SC Freiburg gescheitert. Durch ein verdientes 2:1 (1:1) und dem ersten Sieg überhaupt in München verpassten die Breisgauer Thomas Tuchel in dessen zweitem Spiel als Trainer des deutschen Rekordmeisters- und Pokalsiegers gleich einen Dämpfer. Von einem Aufschwung war bei den Gastgebern drei Tage nach der Übernahme der Tabellenführung in der Bundesliga durch das 4:2 gegen Borussia Dortmund nichts zu sehen.
Eine Woche vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Manchester City beendete Lucas Höler mit einem verwandelten Handelfmeter (90.+5) den Tanz der Münchner auf drei Hochzeiten. Zuvor hatte Nicolas Höfler (27.) mit einem Sonntagsschuss am Dienstagabend die Führung der Bayern durch Dayot Upamecano ausgeglichen (19.). Die Gastgeber hatten in ihrem steten Bemühen, die gut stehende Abwehr der Freiburger zu überwinden, darüber hinaus nur einen Kopfball an die Latte von Benjamin Pavard (62.) vorzuweisen.
„Das ist unfassbar. Ein Viertelfinale in München haben noch nicht viele gewonnen. Was viel Schöneres kann man nicht machen“, sagte Freiburgs Maximilian Eggestein in der ARD. Statt der Bayern-Fans sangen die Freiburger Anhänger „Wir holen den DFB-Pokal – und wir werden deutscher Meister“. Für den SCF war es der erste Sieg überhaupt in München.
Im zweiten Spiel nach seinem Einstieg in München setzte Tuchel erstmals auf Winterzugang João Cancelo. Alphonso Davies nahm im Vergleich zum Spiel gegen den BVB zunächst auf der mit Sadio Mané, Serge Gnabry und Jamal Musiala erneut bestens besetzten Bank Platz. „Wir wollen alles haben!“, lautete Tuchels Ansage mit Blick auf drei noch mögliche Titel – seine Mannschaft begann aber eher verhalten.
Die tief stehenden Freiburger waren der von Tuchel angekündigte, „schwer zu bespielende“ Gegner, die Münchner wussten mit ihrem Ballbesitz in der Anfangsphase so recht nichts anzufangen. Leroy Sané (12.) strahlte mit seinem Schuss von der Strafraumgrenze noch am meisten Gefahr aus, zielte aber zu weit links. Wenig später gingen die Bayern dennoch in Führung. Eine Ecke von links trat Joshua Kimmich an den zweiten Pfosten, wo sich Upamecano unter reichlicher Stützhilfe von Eggestein in die Höhe schraubte und einköpfte. Die Freiburger protestierten vehement, doch Schiedsrichter Harm Osmers blieb bei seiner Entscheidung.
Freiburg musste sich von nun an rauswagen – und promt nicht lange auf einen Erfolg warten. Mit dem Kopfball von Michael Gregoritsch (25.) hatte Bayern-Torwart Yann Sommer noch leichtes Spiel, nur zwei Minuten später flog der Schweizer dann aber vergeblich. Nach einer misslungenen Klärung von Kingsley Coman zog Höfler 23 Meter vor dem Tor einfach mal ab und traf traumhaft in den Winkel. Das Spiel begann nun von neuem. Die Bayern blieben dabei vor allem nach Standards gefährlich und hatte kurz vor der Pause durch Thomas Müller (45.+2) die große Chance zur erneuten Führung, doch Matthias Ginter rettete in höchster Not vor der Linie. Das Unentschieden zur Halbzeit war dennoch verdient.
Auch im zweiten Durchgang wagten sich die Freiburger trotz stärker werdenden Drucks der Münchner regelmäßig nach vorne. In der Defensive standen die Gäste weiter kompakt, auch wenn die Bayern sie bis auf den Lattentreffer von Benjamin Treffer (62.) nur selten vor schwierige Prüfungen stellte. Tuchel reagierte und brachte nach etwas mehr als einer Stunde Jamal Musiala und Serge Gnabry in die Partie. Den nötigen Schwung konnten sie allerdings auch nicht mehr verleihen – ganz im Gegenteil. Ein Handspiel Musialas in der Nachspielzeit leitete die Niederlage ein. „Ich habe keine Stimme mehr“, sagte Matthias Ginter bei Sky. „Dieser Teamgeist macht das möglich.“