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Einem Rätsel auf der Spur: Was löst Alzheimer aus?

Jahr für Jahr erhalten in Deutschland Hunderttausende Menschen die Diagnose Demenz oder Alzheimer. Zum Weltalzheimertag steht die Krankheit, die der Nervenarzt Alois Alzheimer 1906 erstmals beschrieb, jedes Jahr im Zentrum der Aufmerksamkeit. Doch der Kampf gegen die Krankheit ist schwierig, bei vielen Dingen stehen Forscher noch vor einem Rätsel. Hier ein Überblick über die wichtigsten Fragen und Antworten:

Was ist Alzheimer?

Seit 1994 findet immer am 21. September der Weltalzheimertag statt, um auf die Situation der 1,8 Millionen Menschen mit Demenz in Deutschland aufmerksam zu machen. Die Woche der Demenz, eine Initiative der Bundesregierung, sensibilisiert zusätzlich mit Veranstaltungen für das Thema. 2024 steht sie unter dem Motto „Demenz – Gemeinsam. Mutig. Leben.“ und findet vom 16. bis 22. September statt.

Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz. Die Erkrankung des Gehirns führt zum Verlust von geistigen Funktionen wie Denken, Sprache, Urteilsfähigkeit und Orientierung sowie zum Absterben oder einer starken Schädigung von Gehirnzellen vorwiegend in der Hirnrinde. Auch die Fähigkeit zum sozialen Austausch geht verloren. Neben Alzheimer sind die Vaskuläre Demenz und die Frontotemporale Demenz die häufigsten Demenzerkrankungen.

Vergesslichkeit ist nicht immer ein Hinweis auf eine Demenzerkrankung. Ursache für Gedächtnisstörungen kann auch eine andere körperliche Erkrankung sein, welche die Merkfähigkeit stört, zum Beispiel eine unzureichend behandelte Schilddrüsenerkrankung, Gefäßerkrankungen oder Medikamentenmissbrauch.

Wie viele Menschen sind betroffen?

In Deutschland leben heute mehr als 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Ungefähr zwei Drittel davon – 1,2 Millionen – haben Alzheimer. Im Jahr 2023 erkrankten etwa 445.000 Menschen im Alter über 65 Jahren neu an einer Demenz. Wegen der älter werdenden Bevölkerung wächst die Zahl der Betroffenen.

So verdoppelte sich die Zahl der Todesfälle wegen Alzheimer in Deutschland binnen 20 Jahren nahezu. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts starben 2023 rund 10.100 Menschen in Deutschland an Alzheimer. Rund 19.000 Menschen wurden 2022 mit dieser Diagnose im Krankenhaus behandelt – das waren 61 Prozent mehr als vor 20 Jahren.

Gelingt kein Durchbruch in Prävention oder Therapie, könnten nach aktuellen Schätzungen in Deutschland im Jahr 2050 bis zu 2,7 Millionen Menschen im Alter von über 65 Jahren erkrankt sein.

Wie sehen die Symptome aus?

Alzheimer beginnt mit Vergesslichkeit und mangelndem Antrieb. Im weiteren Verlauf werden die gewohnten Handlungen immer schwieriger. Der Patient vergisst häufiger Worte, wird orientierungslos und kann sich nicht mehr erinnern. Einfache Handgriffe wie das Öffnen und Schließen von Knöpfen werden unmöglich.

Schließlich verliert der Patient seine Selbstständigkeit und erkennt seine Angehörigen nicht mehr. Die Störungen des Denk- und Urteilsvermögens lassen ein normales Alltagsleben immer schwieriger werden. Viele Betroffene werden misstrauisch, aggressiv oder depressiv, die Persönlichkeit verändert sich.

Was löst die Krankheit aus?

Dies ist trotz jahrzehntelanger Forschung noch immer nicht vollständig geklärt. Die Forschung geht davon aus, dass zwei giftige Proteinablagerungen im Gehirn mit den Abbauprozessen zusammenhängen – Verklumpungen von Amyloid-beta, einem natürlich im Gehirn vorkommendes Protein, und von Tau-Fibrillen, die normalerweise im Inneren der Gehirnzellen für Stabilität und Nährstoffversorgung zuständig sind.

Das Gehirn von Alzheimerkranken weist typische Eiweißablagerungen auf. Fehlgeleitete Stoffwechselvorgänge schädigen die Nervenzellen, Entzündungsstoffe sind aktiviert. Die für das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit wichtigen Botenstoffe im Gehirn können dann nicht mehr gebildet werden.

In fast allen Fällen wirken genetische Faktoren, Alterungsprozesse und Vorerkrankungen des Gehirns sowie Umwelteinflüsse zusammen. Bei nur einem Prozent gibt es eine rein erbliche Veranlagung. Menschen mit erkrankten Verwandten ersten Grades wie Eltern, Geschwistern oder Kindern haben ein vierfach höheres Erkrankungsrisiko als der Bevölkerungsdurchschnitt.

Wer ist betroffen?

Zwar kann die Krankheit auch schon vor dem 50. Lebensjahr auftreten, das Alter ist aber unbestritten der größte Risikofaktor für Alzheimer. Etwa 1,7 Millionen der insgesamt 1,8 Millionen Betroffenen sind älter als 65 Jahre, rund zwei Drittel sind zudem Frauen. Allerdings leben auch rund 47.000 Menschen im Alter zwischen 40 und 59 Jahren mit Demenz.

Welche Risikofaktoren gibt es?

Bislang wurden 14 Risikofaktoren für Demenzerkrankungen bekannt, darunter eingeschränkte Hörfähigkeit, Tabak- und Alkoholkonsum, Sehbehinderungen, zu hohe Cholesterinwerte, Übergewicht, Depressionen, Kopfverletzungen und soziale Isolation. Durch einen gesunden Lebensstil und medizinische Vorsorge könnten Schätzungen zufolge 45 Prozent der Demenzerkrankungen verzögert oder verhindert werden.

Gibt es Aussicht auf Heilung?

Nein. Mit sogenannten Biomarkern kann zwar heute Alzheimer im Frühstadium einer leichten Gedächtnisstörung diagnostiziert werden, bevor eine Demenz vorliegt. Doch meist wird die Krankheit erst erkannt, wenn die geschädigten Hirnzellen unwiederbringlich verloren sind.

Durch eine rechtzeitige Therapie mit Medikamenten kann der Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit immerhin vorübergehend etwas hinausgezögert werden. Auch Verhaltens-, Sprach- und Musiktherapien oder Gedächtnistraining können die Lebensqualität verbessern.

Wie ist der Forschungsstand?

Die Suche nach einem passenden Wirkstoff ist auch deshalb so schwierig, weil die Entstehung der Alzheimerkrankheit noch nicht abschließend verstanden ist. In den vergangenen Jahren gab es oft Fehlschläge, zunächst vielversprechende Medikamente fielen in Patiententests durch.

Der vor Kurzem unter anderem in den USA und Großbritannien zugelassene Wirkstoff Leqembi soll Patienten mit einem Frühstadium von Alzheimer helfen. Das Mittel richtet sich gegen das Protein Beta-Amyloid, das Ablagerungen im Gehirn verursacht. Dadurch kann offenbar das Fortschreiten der Demenz verlangsamt werden.

Die Europäische Arzneimittelagentur lehnte die Zulassung von Leqembi allerdings ab, weil der beobachtete Effekt bei der Verzögerung des geistigen Verfalls „das Risiko schlimmer Nebenwirkungen“ nicht ausgleiche. Demnach besteht vor allem die Gefahr von Hirnblutungen.

Was kann vorbeugend getan werden?

Experten empfehlen geistige, körperliche und soziale Aktivitäten zur Verringerung des Erkrankungsrisikos. Empfohlen werden auch eine ausgewogene sowie fett- und cholesterinarme Ernährung mit viel Obst und Gemüse sowie die Behandlung von Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und Diabetes.

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