Die Sozialministerin in Mecklenburg-Vorpommern zieht eine positive Bilanz der Aufarbeitung des in DDR-Einrichtungen für behinderte Menschen erlittenen Leids durch die Stiftung „Anerkennung und Hilfe“.
„Es ging und geht darum, erlittenes Leid auch tatsächlich anzuerkennen, das heißt den Menschen zuzuhören und ihnen zumindest ein Stück weit aus der Opferrolle herauszuhelfen“, sagte Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) am Mittwoch in Schwerin. Sie würdigte die Leistung des Teams auch vor allem vor dem Hintergrund, dass diese Arbeit staatlichen Stellen oft schwerfalle.
Die Ministerin führt die erfolgreiche Arbeit im Nordosten vor allem auf die Beteiligung der Landesbeauftragten für die Aufarbeitung der SED-Diktatur im Nordosten, Anne Drescher, zurück. Nichtsdestotrotz könne keine geleistete Entschädigung und keine Anerkennung die schmerzlichen Erfahrungen der Betroffenen wettmachen. Die Stiftung läuft Ende Dezember nach 6 Jahren aus.
An knapp 1600 Betroffene seien laut Drese Leistungen ausgezahlt worden, 2050 haben sich demnach an die Anlaufstelle gewandt. Dies sei ein hoher Prozentsatz gemessen an der Einwohnerzahl des Bundeslandes. Drescher ergänzte, mehr als 1800 persönliche Beratungen hätten stattgefunden, für über 1300 davon sei man zu den Betroffenen gefahren. Die größte Gruppe bildeten den Angaben nach die Gehörlosen, laut Drescher lag das auch an der guten Vernetzung der betreffenden Verbände.
„Die Missstände der Vergangenheit sollen nicht nur aufgeklärt werden, sondern es sollen auch Schlüsse für die Zukunft gezogen werden“, betonte Drescher. Ihre Überzeugung sei zudem, dass individuelle Aufarbeitung nur in Präsenz stattfinden kann. Den Menschen sei ihren Worten nach vor allem die Anerkennung und das ehrliche Interesse an ihrer Geschichte wichtig gewesen, nicht die finanzielle Wiedergutmachung.
Die Landesbeauftragte wies auch darauf hin, dass die Zustände in den Einrichtungen, die von den Betroffenen geschildert wurden und die im Verlauf der Recherche ans Licht kamen, dem oft postulierten Bild vom Sozialstaat-DDR widersprachen. Die Lage der Einrichtungen, die demnach schlecht ausgerüstet und überbelegt waren, sei zum Zeitpunkt der Wende desaströs gewesen. Der vermeintliche Sozialstaat habe sich hier als Mythos herausgestellt.