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DFB hat Mexiko-Angst: Darum kann Deutschland das 3:3 noch richtig weh tun

Das Handspiel von Maximilian Mittelstädt in der Nachspielzeit des Nations-League-Viertelfinals gegen Italien hat der deutschen Nationalmannschaft bange Schlussminuten beschert und das sicher geglaubte Weiterkommen auf den letzten Metern ins Wanken gebracht. Am Ende zittert sich das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann ins Finalturnier und beschert dem DFB vielleicht ein weiteres Mini-Sommermärchen. Nachdem Deutschland das Hinspiel am Donnerstag in Mailand 2:1 gewonnen hatte, war der groteske Einbruch mit drei Gegentoren in der zweiten Halbzeit des Rückspiels in Dortmund für die Nations-League-Ambitionen unproblematisch. Doch das Ausgleichstor zum 3:3 könnte für die WM-Ausgangslage noch zum Problem werden.

Der Grund ist die FIFA-Weltrangliste. Das Klassement der Nationalmannschaften wird für gewöhnlich nur alle vier Jahre zu einem wichtigen Faktor. Dann nämlich, wenn die Gruppenphase der Weltmeisterschaft ausgelost wird. Noch gibt es zwar nicht mal einen exakten Termin für die Ziehung der Mega-WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko. Gleichwohl sind die Auslosungs-Regeln für das im Dezember stattfindende Kugel-Spektakel schon jetzt antizipierbar.

WM wird zum Riesen-Turnier

Da erstmals 48 statt 32 Nationen an der WM teilnehmen, werden zwölf statt acht Vierergruppen gebildet. Die Gastgeber sind wie immer bereits vor der Ziehung als Gruppenköpfe gesetzt, ungeachtet ihrer aktuellen Weltranglisten-Position: Mexiko (Platz 19) eröffnet das Turnier in Gruppe A, Kanada (31) ist in Gruppe B positioniert und die USA starten (16) in Gruppe D.

Die Nationalteams auf den ersten neun Plätzen der Weltrangliste landen bei der Endrunden-Auslosung in Topf 1 und werden dann auf die neun freien Gruppen verteilt. Stand jetzt wären das Argentinien, Frankreich, Spanien, England, Brasilien, Portugal, Niederlande, Belgien und Italien. Geht man davon aus, dass kein Topfavorit die WM verpasst und auch die „Squadra Azzurra“ erstmals seit 2014 wieder die Qualifikation schafft, wären die genannten neun Teams Gruppenköpfe bei der Endrunden-Auslosung für das Weltturnier.

Nimmt man die aktuellen Zwischenstände in den WM-Quali-Gruppen bzw. die Weltranglisten-Position (wenn die Quali noch nicht weit fortgeschritten ist) als Kriterium, sähe die WM-Auslosung so aus:

  • Topf 1: Mexiko, Kanada, USA, Argentinien, Frankreich, Spanien, England, Brasilien, Niederlande, Portugal, Belgien, Italien
  • Topf 2: Deutschland, Kroatien, Marokko, Uruguay, Kolumbien, Japan, Iran, Schweiz, Dänemark, Österreich, Südkorea, Ecuador
  • Topf 3: Ukraine, Türkei, Australien, Wales, Schweden, Panama, Ägypten, Algerien, Elfenbeinküste, Katar, Paraguay, Tunesien
  • Topf 4: Costa Rica, Südafrika, Usbekistan, Irak, Jordanien, Jamaika, Kap Verde, Ghana, Neuseeland, Sudan, Playoff-Sieger 1, Playoff-Sieger 2

Deutschland aktuell knapp hinter Italien

Sofort fällt auf, dass ausgerechnet Deutschland in der Aufzählung fehlt. Das DFB-Team liegt derzeit auf Platz zehn und würde, wenn jetzt schon WM-Auslosung wäre, nur im zweiten Lostopf landen. In diesem Szenario wäre ein Duell gegen eine der Top-Nationen schon in der Vorrunde wahrscheinlich, so wie 2022 gegen Spanien. Es könnte aber auch beispielsweise in die Mexiko-Gruppe A gehen. Das ist wegen der Höhenluft in den Spielorten Mexiko-Stadt und Guadalajara kein Wunschszenario für den DFB. „Mexiko hat natürlich einen effektiven Heimvorteil, wenn man sich die klimatischen Bedingungen dort anschaut“, bestätigt Sportgeschäftsführer Andreas Rettig im RTL/ntv-Interview den Gedanken. „Es würde uns organisatorisch und logistisch enorm helfen, Mexiko im ersten Schritt aus dem Weg zu gehen.“

Das italienische Ausgleichstor vom Elfmeterpunkt hat bei dem Vorhaben nicht geholfen. Deutschland wäre im Falle eines 3:2-Sieges in der Weltrangliste schon jetzt an Italien vorbeigezogen. Sieg und Unentschieden im Zwei-Spiele-Vergleich mit der Spalletti-Elf haben in der Weltrangliste aber insgesamt trotzdem starke 13,19 Punkte gebracht. Italien hat exakt diese 13,19 Punkte verloren und wird in der aktualisierten Weltrangliste, die am 3. April erscheint, nur noch 1,34 Punkte vor Deutschland platziert sein. Ergo hat das DFB-Team in den beiden Duellen 26,38 Weltranglistenpunkte auf Italien gut gemacht.

Entscheidend für die Setzlisten-Positionen bei der Endrunden-Auslosung wird aber die Position im November oder Dezember-Ranking sein. Bis dahin absolviert die deutsche Nationalmannschaft noch exakt acht Spiele. Im Juni das Nations-League-Halbfinale gegen Portugal und vier Tage danach entweder das Spiel um Platz drei oder das Nations-League-Finale. Im September, Oktober und November folgen je zwei WM-Quali-Partien.

  • 4. Juni: Deutschland – Portugal (Nations League, Halbfinale, in München)
  • 8. Juni: Deutschland – Frankreich/Spanien (Nations League, Spiel um Platz 3 oder Finale, in Stuttgart oder München)
  • 4. September: Slowakei – Deutschland (WM-Quali)
  • 7. September: Deutschland – Nordirland (WM-Quali, in Köln)
  • 10. Oktober: Deutschland – Luxemburg (WM-Quali, in Sinsheim)
  • 13. Oktober: Nordirland – Deutschland (WM-Quali)
  • 14. November: Luxemburg – Deutschland (WM-Quali)
  • 17. November: Deutschland – Slowakei (WM-Quali, in Leipzig)

Nations League ist Fluch und Segen zugleich

Während die Spiele gegen die Slowakei, Nordirland und Luxemburg die souveräne WM-Qualifikation bringen sollen, entscheidet sich die Setzlisten-Position für die Auslosung der Endrunde sehr wahrscheinlich in der Nations League. Hintergrund: Viele Weltranglisten-Punkte kann man vereinfacht gesagt nur dann einfahren, wenn man besser platzierte Nationen besiegt. Da alle anderen Final-Four-Teilnehmer in der Weltrangliste vor Deutschland stehen (Frankreich 2., Spanien 3., Portugal 6.), ergibt sich für Jamal Musiala, Tim Kleindienst & Co. eine große Möglichkeit, einen richtigen Sprung im Ranking zu machen.

Für Deutschland ist es daher auch gut, dass Portugal im Viertelfinale gegen Dänemark noch gewonnen hat, weil der DFB mit einem Sieg über Cristiano Ronaldo & Co. im Nations-League-Halbfinale in München mehr Punkte für die Weltrangliste holen kann, als wenn sich Dänemark durchgesetzt hätte.

Gleichwohl ist die Wahrscheinlichkeit, gegen eine oder beide Top-Gegner im Rahmen der Nations League zu verlieren und damit sogar Weltranglisten-Punkte einzubüßen, deutlich größer als in zwei zusätzlichen WM-Quali-Spielen, die die deutsche Mannschaft im Falle eines Ausscheidens gegen Italien stattdessen bestritten hätte.

Die Teilnahme am Finalturnier der Nations League ist für die Auslosungs-Ambitionen des DFB somit Fluch und Segen zugleich. Das Handspiel von Maximilian Mittelstädt hat Deutschland den vorzeitigen Sprung unter die Top 9 der Weltrangliste verhagelt, aber die Tür zur Setzlisten-Position ist durch das Weiterkommen in der Nations League dennoch weiter auf als zuvor.

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