Statt in den Frühling hinein zu sinken, steigt die Corona-Inzidenz bundesweit wieder deutlich an, die Todeszahlen nehmen ebenfalls zu. Spitzenreiter bei den registrierten Neuinfektionen ist Mecklenburg-Vorpommern, wo sich auch die Lage auf den Intensivstationen erneut bedenklich zuspitzt.
Schon vor Beginn der russischen Invasion haben viele die Corona-Pandemie weitgehend abgehakt, jetzt beherrscht der Ukraine-Krieg die Schlagzeilen, Covid-19 scheint dagegen unwichtig zu sein. Doch Vorsicht ist geboten. Denn seit Anfang März sinken die bundesweiten Fallzahlen nicht mehr, sondern steigen erneut deutlich an, vor allem in Mecklenburg-Vorpommern. Das macht sich dort bereits in den Intensivstationen bemerkbar, deren Belegung mit Corona-Patienten steil nach oben geht. Bedenklich ist auch, dass Deutschland erneut mehr Covid-19-Opfer zählt – seit Anfang Februar ist der 7-Tage-Schnitt von 146 auf 218 gestiegen.
In Mecklenburg-Vorpommern, wo die 7-Tage-Inzidenz derzeit mit fast 2000 registrierten Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner am höchsten ist, beträgt die Test-Positivrate knapp 50 Prozent. Entscheidender als die Inzidenz ist allerdings, was in den Krankenhäusern passiert, und da läuten bereits in fünf der acht Landkreise und kreisfreien Städte des Landes die Alarmglocken. Landesweit liegt die Hospitalisierungsinzidenz bei 16,7, berücksichtigt man die zu erwartenden Nachmeldungen, liegt der Wert adjustiert fast schon bei 30.
Auch das wäre grundsätzlich noch nicht besorgniserregend, da aktuell zahlreiche Fälle erst im Krankenhaus positiv getestet und nicht wegen Covid-19 eingeliefert werden. Allerdings belasten auch solche Patienten die Einrichtungen stark, da sie mit viel personellem und logistischem Aufwand isoliert untergebracht und versorgt werden müssen.
Je schwerer aber die Erkrankungen sind, weswegen ein Patient eingeliefert wurde, umso gefährlicher ist für ihn eine Corona-Ansteckung. Bei einem Herzinfarkt beispielsweise kann auch ein „milder Verlauf“ lebensgefährlich sein. Umso bedenklicher ist, dass auch die Zahl der Covid-19-Intensivpatienten in Mecklenburg-Vorpommern wieder deutlich nach oben geht. Am 20. Februar waren es noch 60 Fälle, heute bereits 91. Es könnten also schon bald die Höchststände von vergangenem Dezember mit über 100 Corona-Patienten erreicht werden. Und alleine vom 8. auf den 9. März zählte das Bundesland zwölf neue Covid-19-Tote.
Der Greifswalder Bioinformatiker Lars Kaderali vermutet, dass für die steigenden Zahlen – nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern – der Subtyp BA.2 der Omikron-Variante verantwortlich ist. Sie sei noch infektiöser als die ursprüngliche Variante, sagte der zum Expertenrat der Bundesregierung gehörende Wissenschaftler. Hinzu kämen die gelockerten Corona-Maßnahmen.
In Mecklenburg-Vorpommern habe es nie einen Rückgang der Fallzahlen wie in anderen Bundesländern nach der ersten Omikron-Welle gegeben, so Kaderali. „Das führt dazu, dass der erneute Anstieg auf den Peak der vorherigen Welle aufsetzt.“ Gefährlich sei dies vor allem für ältere Menschen, wird der Wissenschaftler zitiert. Insbesondere bei den Über-80-Jährigen sei die Sieben-Tage-Inzidenz im Vergleich zu anderen Altersgruppen seit Jahresbeginn deutlich gestiegen.