Knapp 28 Prozent mehr Menschen als noch im Vorjahr beantragen in Deutschland 2022 Asyl, die Schutzsuchenden aus der Ukraine fallen dabei nicht in die Statistik. Und viele Verfahren finden keinen positiven Ausgang.
Die Zahl der Asylanträge ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen: Knapp 245.000 Menschen stellten einen Erst- oder Folgeantrag in Deutschland – fast 28 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahlen teilte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) mit. Zum Vergleich: Auf dem Höhepunkt des Zustroms nach Deutschland 2016 gab es rund drei Mal so viele Anträge.
Die meisten Erstantragssteller im vergangenen Jahr kamen aus Syrien: fast 71.000 – ein Anstieg um fast 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auf Platz zwei befinden sich in der BAMF-Statistik Menschen aus Afghanistan mit circa 36.000 Erstanträgen. Hier verzeichnete die Behörde einen deutlichen Anstieg um 56,2 Prozent.
Alle Fälle aus 2022 zusammengenommen, entschied das BAMF über 56,2 Prozent der Asylanträge positiv. Viele weitere wurden abgelehnt – oder es gab sogenannte „sonstige Verfahrenserledigungen“, zum Beispiel wegen Rücknahme des Asylantrags.
Es wurden daneben auch über eine Million Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland registriert, hauptsächlich Frauen und Kinder. Wegen des Krieges müssen Ukrainer für einen Verbleib in Deutschland jedoch kein Asyl beantragen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser erklärte dazu, der russische Angriffskrieg habe „in Europa die größte Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst“. Bund, Ländern, Kommunen und auch die Gesellschaft hätten in einem „großen Kraftakt“ Aufnahme und Schutz der Menschen in Deutschland gewährleistet. Damit ende Deutschlands humanitäre Verantwortung aber nicht, betonte Faeser mit Blick auf Geflüchtete aus anderen Ländern.
Der Präsident des Deutschen Landkreistages, Reinhard Sager, warnte jedoch, in den Bezirken sei bei der Unterbringung „längst die Belastungsgrenze erreicht“. Der Bund müsse „deshalb den weiter stattfindenden Zustrom begrenzen“, erklärte er. „Und die Länder müssen mit eigenen Einrichtungen mehr Flüchtlinge selbst unterbringen, um die kommunale Ebene zu entlasten.“ Darüber hinaus müsse sich der Bund stärker bei der Übernahme der Wohnkosten für anerkannte Flüchtlinge engagieren.
Die Bevölkerung in Deutschland ist laut Statistischem Bundesamt seit 2014 gewachsen, der Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter ging jedoch zurück. Abgeschwächt wurde diese Entwicklung durch die Zuwanderung. Im Sommer 2022 lebten hierzulande knapp 3 Millionen mehr Menschen als zum Jahresende 2014. Der Anstieg ist laut Bundesamt vor allem auf die Fluchtmigration im Zusammenhang mit Krieg und Gewalt in Syrien, Afghanistan und dem Irak 2015/2016 sowie nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine zurückzuführen.