Die Befestigungsanlage vor dem östlichen Ufer der Warnowmündung in der Ostsee hat sich jahrhundertelang als Sturmschutz bewährt.
„Die Bauzeit lässt sich gut datieren, etwa von 1459 bis 1480“, sagt Martin Siegel. Der 46-Jährige ist schon oft zu dem Bauwerk vor Warnemünde getaucht, von dem Holzreste und Steinbollwerke unter Wasser erhalten sind. Siegel ist Vorsitzender der Gesellschaft für Schiffsarchäologie Rostock (GfS), die sich dem Erhalt und der Dokumentation von Wracks und anderen „Bodendenkmälern zu Wasser“ widmet. Erst vor einigen Tagen nahmen Taucher die Anlage in Augenschein, die an einem GfS-Seminar teilnahmen.
Das Haupteinsatzgebiet der Forschungs-, Sport- und Berufstaucher des Vereins sowie der Teilnehmer des regelmäßig stattfindenden schiffsarchäologischen Seminars in der Ostsee ist das Gebiet vor Warnemünde. Zwischen dem Ufer und der 20 bis 30 Kilometer entfernten Kadetrinne gebe es Hunderte Fundstellen, so Siegel. Trümmer, verloren gegangene Anker, Wracks aus Holz und Eisen. Zu einem dieser Wracks tauchten auch die Teilnehmer des am Samstag (5.8.) zu Ende gegangenen Seminars. Der etwa 100 Jahre alte Schlepper liegt rund eineinhalb Kilometer vor der Küste und wurde 2009 entdeckt.
„Die Sicht war ganz gut, etwa vier bis sechs Meter“, schätzte Marco Kutscheidt, der das erste Mal in der Ostsee tauchte. Der 47-jährige Sporttaucher kam aus der Nähe von Frankfurt am Main nach Warnemünde und nahm erstmals an dem sechstägigen Seminar teil. Das Stahlwrack des Schleppers liegt etwa neun Meter tief auf dem Meeresboden. Der Zustand ist nach Worten Siegels noch in Ordnung, obwohl das Wrack seit Bekanntwerden des Liegeortes durch die vielen Tauchbesuche gelitten hat. Auch Plünderungen gab es zum Bedauern des Vereins.
Zweimal gingen die acht Seminarteilnehmer für jeweils eine knappe Stunde auf Tauchgang, zu dem Befestigungsbauwerk und dem Wrack. Dort konnten sie in die Praxis umsetzen, was sie in der Theorie gelernt hatten. Vermessen, Daten unter Wasser notieren und Maßbänder anbringen. „Sehr spannend“, sagte Kutscheidt. Er habe bei der Anmeldung zum Seminar Glück gehabt und direkt einen Platz bekommen.
Gefördert wird das Seminar, das in diesem Jahr vom 31. Juli bis 5. August ging, vom Schweriner Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten. 2022 waren die Taucher der Gesellschaft für Schiffsarchäologie an vielen Tagen in MV zu Unterwassereinsätzen unterwegs, auch in Binnenseen wie dem Schweriner See, bei dem Schiffswracks dokumentiert und neue Funde erfasst wurden. „Etwa 280 Tauchstunden“, schätzt Siegel für das vergangene Jahr. In diesem Jahr muss pausiert werden.
Die Förderung zur Sicherung von Unterwasserfundplätzen durch das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege sei ab 2023 ausgesetzt.