Im Drogen-Prozess gegen die sogenannte Kokain-Bande am Landgericht Neubrandenburg soll im September über den Fortgang entschieden werden.
Wie Richter Henning Kolf am Montag sagte, liegt das lange erwartete Gutachten des Landeskriminalamtes (LKA) MV über die Verwendung der Abhördaten vor, sei aber noch nicht ausgewertet. Dazu soll beim nächsten Termin am 12. September Stellung genommen werden. Den vier Angeklagten im Alter von 40, 50, 60 und 60 Jahren werden bandenmäßiger Drogenhandel und Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Der Prozess läuft seit September 2021.
Die Männer von der Mecklenburgischen Seenplatte und aus Schwerin sollen 2020 als Bande bis zu 7,7 Kilogramm Kokain und weiteres Rauschgift in präparierten Autos aus den Niederlanden geholt und damit gehandelt haben. Sie waren im November 2020 bei einer LKA-Razzia gefasst worden, bei der auch Kokain und große Mengen Bargeld beschlagnahmt wurden. Der Fall steht im Zusammenhang mit einer spektakulären Daten-Abfangaktion französischer Ermittler.
Diese hatten 2020 ein Datennetz – das sogenannte Encrochat-Netz – geknackt, das bis dahin als abhörsicher galt. Dadurch konnten Ermittler europaweit angeblich abhörsichere Handys von Hunderten mutmaßlich Kriminellen abhören. In dem Zusammenhang laufen bundesweit Prozesse. Die Verteidiger der Männer in Neubrandenburg bezweifeln aber, dass die Daten aus Frankreich mit ihren Mandanten zu tun haben. Zur Aufklärung wurde das LKA-Gutachten angefordert.
In einem ähnlichen Verfahren hat das Landgericht Rostock 2021 fünf andere „Encrochat“-Drogenhändler wegen bandenmäßigen Handels zu Haftstrafen zwischen dreieinhalb und fünf Jahren verurteilt. Die Rostocker hatten ebenfalls Verbindungen nach Hamburg und Berlin. Diese Strafen sind schon rechtskräftig.