Donnerstag, 28.November 2024 | 06:32

„Das hat Bock gemacht“: DFB-Team macht einfach happy in Hartford

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Drei schön herausgespielte Tore, tolle Kombinationen und sichtbar Spaß am Fußball. Das Debüt von Julian Nagelsmann als Bundestrainer hätte besser kaum sein können. Seine Kombination aus Jung und Alt könnte tatsächlich für EM-Euphorie sorgen.

Das hat Spaß gemacht. Das war richtig gut anzusehen. Und das könnte daheim in Deutschland durchaus für Euphorie sorgen. Der 3:1-Sieg der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Hartford gegen die USA war all das, was sich die Verantwortlichen beim DFB von diesem Spiel erhofft hatten.

Neuer Trainer, neuer Schwung, neuer Vibe. Da standen am Samstagnachmittag deutsche Nationalspieler in ihren weißen Trikots auf dem Football-Feld des Rentschler Field in Hartford, die richtig Lust hatten. Denen es Spaß machte, Fußball zu spielen. Und die andeuteten, wie viel Potenzial in ihnen steckt.

„Wir wollten einen Schritt nach vorne gehen – und ich glaube, wir haben das getan“, bilanzierte Jamal Musiala den Auftritt vor 37.743 Zuschauern. „Wir haben ordentlichen Fußball gespielt, leidenschaftlichen Fußball gespielt, ordentliches Gegenpressing. Es gab wenige Phasen im Spiel, die nur so dahingeplätschert sind“, freute sich Julian Nagelsmann.

205 Tage nach seiner Entlassung beim FC Bayern München feierte der 36-Jährige ein gelungenes Debüt als zwölfter Nationaltrainer/Teamchef der Deutschen Nationalmannschaft. Und er hatte sich für seinen ersten Auftritt an der Seitenlinie ein ganz besonders Outfit ausgesucht. Andere Coaches greifen für derartige Anlässe schon mal zum edlen Zwirn, Nagelsmann trug ein Holzfällerhemd – und zwar offen.

Doch das war an diesem Nachmittag nur zweitrangig. Im Vordergrund stand die erfrischende, selbstbewusste Spielweise der Deutschen Mannschaft – und ein Sieg, der durchaus noch höher hätte ausfallen können. „Wir hatten nur vier Trainingstage, dafür war das Spiel schon sehr gut“, meinte Musiala.

An den vier Trainingstagen in Foxborough wurde viel gearbeitet, aber auch viel gelacht. Es herrschte eine gute Mischung aus Anspannung und Entspannung. So manche Bundesliga-Offiziellen hatten die USA-Reise mitten in der Saison zwar kritisiert, aber vielleicht war es ja ganz gut, dass die 26 Spieler knapp 6000 Kilometer von der Heimat entfernt dieses Trainingslager hatten. Ziemlich ungestört auf zwei Rasenplätzen irgendwo im Nirgendwo von Massachusetts. Wo sie außer der mitgereisten deutschen Presse niemand kannte.

Ob in diesem 18.000 Einwohner-Städtchen womöglich so etwas wie ein neuer Teamgeist entstanden ist, wird sich in den kommenden Monaten erst noch zeigen müssen. Doch wenn das Spiel gegen die USA ein Indiz dafür gewesen ist, was möglich sein könnte, dann dürfen sich die deutschen Fans nach den vielen Enttäuschungen der vergangenen Jahre durchaus auf die nahe Zukunft unter Nagelsmann freuen.

Der neue Bundestrainer setzt auf Alt und Jung. Er bot im offensiven Mittelfeld die beiden 20-jährigen Jamal Musiala und Florian Wirtz auf, die vor allem in der Anfangsphase den von ihm angestrebten, direkten Offensiv-Fußball schon ganz erfolgreich umsetzten. „Ich liebe es, mit Flo zu spielen. Wir sind ein gutes Team auf dem Platz, suchen uns beide“, betonte Musiala.

Und Nagelsmann holte nach fast zweieinhalb Jahren Mats Hummels zurück in die Vierer-Abwehrkette. Der Dortmunder war bei seinem Comeback zwar nicht ohne Fehler, strahlte aber zugleich mit seiner Statur eine unübersehbare Präsenz aus. Und selbst Thomas Müller, wie Hummels mittlerweile 34 Jahre alt, zeigte in seinen zehn Minuten Einsatzzeit, dass er eine sinnvolle Angriffs-Alternative sein kann. Nagelsmann attestierte dem Bayern-Stürmer „drei Weltklasse-Aktionen“.

An Füllkrug kommt er aber derzeit trotzdem nicht vorbei. Der Neu-Dortmunder traf in der 58. Minute zum 2:1 und bediente kurz danach Musiala zum 3:1. Dabei hatte Füllkrug zu Beginn einige Szenen, in denen er den Ball nicht richtig kontrollieren konnte. Zudem ließ er in der 22. Minute „eine Hundertprozentige“ ungenutzt. „Das ist dann auch mentale Stärke, wenn du das Gefühl hast, der Ball will gerade irgendwie nicht rein. Dann am Ende doch mit einem Tor und einer Vorlage aus dem Spiel zu gehen, ist auch nicht ganz so schlecht“, meinte Füllkrug.

Dass es in der zweiten Halbzeit besser lief, Deutschland zwei Tore schoss und sich viele weitere Chancen erarbeitete, lag an einer taktischen Umstellung von Nagelsmann. Der hatte sein Team „als geschlossenen Block in der gegnerischen Hälfte“ vorrücken lassen. Füllkrug sprach von einem Anpassen der „Pressing-Linie“. Dadurch habe die DFB-Auswahl dann „viel mehr Kontrolle auf’s Spiel gehabt, viel mehr Ballbesitz in den eigenen Reihen gehabt“, sagte der 30-Jährige.

Und Deutschland hatte mit Ilkay Gündogan nicht nur einen Kapitän, sondern diesmal auch einen richtigen Anführer auf dem Platz. Der 32-Jährige, der seit dieser Saison beim FC Barcelona spielt, hatte in der Vergangenheit schon oft großartige Spiele für Manchester City gemacht, seine Stärken in der Nationalmannschaft jedoch nie so richtig einbringen können. Am Samstag hingegen kontrollierte er nicht nur das defensive Mittelfeld – in guter Zusammenarbeit mit seinem starken Nebenmann Pascal Groß – sondern schaltete sich auch immer wieder offensiv ein und traf in der 39. Minute zum 1:1.

Nagelsmann bescheinigte Gündogan ein „überragendes Spiel“. Er wolle, dass seine Akteure nach der US-Partie ins Bett gehen und sagen, ‚das hat Bock gemacht‘, hatte der Bundestrainer auf seiner Pressekonferenz vor der Partie betont. Noch sei nicht alles perfekt gewesen, resümierte Füllkrug. „Aber die zweite Halbzeit hat sehr viel Spaß gemacht.“

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