„Damals wie heute. Flucht und Neuanfang“ Museum und Archiv laden zu gemeinsamer Veranstaltung zum Tag des Flüchtlings am 2. Oktober 2020 ein
Flucht und Vertreibung sind schon immer eng mit der Stadtgeschichte Wismars verbunden. Im Rahmen der Interkulturellen Wochen laden das Stadtgeschichtliche Museum der Hansestadt Wismar SCHABBELL und das Archiv der Hansestadt Wismar am 2. Oktober 2020, dem Tag des Flüchtlings, zu einer gemeinsamen Veranstaltung ein. Dr. Nils Jörn, Leiter des Stadtarchivs, und Maximilian Marotz, Historiker im Stadtgeschichtlichen Museum, stellen zwei Beispiele aus Wismars Geschichte vor.
Maximilian Marotz richtet den Blick in die Mitte des 16. Jahrhunderts, als in Europa vielerorts die Feuer der Glaubenskriege loderten. Die neuen Lehren von Luther, Zwingli und Calvin spalteten das christliche Abendland. Die Auswirkungen waren auf dem ganzen Kontinent spürbar.
Durch einen frühen Anschluss des Wismarer Rates und der Wismarer Bevölkerung an die neuen Lehren Luthers konnten langwierige Unruhen in der Stadt vermieden werden. Darüber hinaus wurden die Wismarer nicht vom Mecklenburgischen Herzog bekämpft – dieser trat 1550 ebenfalls zum Protestantismus über.
Derart „friedlich“ war es derzeit nicht überall in Europa. An den Außengrenzen des Heiligen Römischen Reiches tobte ein erbitterter, blutiger Kampf um die Frage des richtigen Glaubens. Ein besonderer Brennglaseffekt war in Flandern zu beobachten. Da die Mehrheit der Bewohner Flanderns, wie auch ihr Herzog, römisch-katholisch waren, wurde der sich bildende Protestantismus mit ungewöhnlich harter Hand bekämpft. Es verließen viele und vor allem hoch qualifizierte, protestantische Handwerkerinnen und Handwerker die Region, und einige Schutzsuchende landeten im Hafen von Wismar.
Maximilian Marotz beleuchtet in seinem Vortrag, wie die Ankommenden in der Stadtgesellschaft aufgenommen wurden, welchem Tagwerk sie nachgehen durften, wie die Bürgermeister der Stadt auf die Flamen reagierten und welche Spuren sie in der Stadt hinterließen.
Dr. Nils Jörn blickt in die Geschichte des 20. Jahrhunderts: Die Jahre 1945-1949 dokumentieren chaotische Zustände in der Stadtgeschichte. Kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges sind unzählige Menschen auf der Flucht und auf der Suche nach einer neuen Heimat:
Wie war die damalige politische Entwicklung, die Integration der Umsiedler, die wirtschaftliche Entwicklung Wismars, die Versorgung mit Nahrungsmitteln? Wie wurden zur damaligen Zeit in Wismar Seuchen bekämpft? Wie stand es um Bildung und Kultur?
All jene Fragen beantwortet Dr. Nils Jörn, der den breiten Quellenfundus aus dem Wismarer Archiv bereits erforscht und publiziert hat. Dr. Nils Jörn präsentiert Erlebnisberichte aus dem Archiv in einer Lesung aus dem Buch „Wismar 1945-1949“ und untermalt dies durch Filmaufnahmen von Zeitzeugenberichten.
Die Veranstaltung findet im Stadtgeschichtlichen Museum SCHABBELL statt. Sie beginnt 15.00 Uhr. Tickets kosten 3,00 Euro. Auf Grund der Hygiene- und Abstandregeln ist die Platzzahl begrenzt. Eine Reservierung ist möglich unter 03841 2522870.
Bildunterschrift:
Ein Exponat voller Geschichte(n): Die Tapisserie im SCHABBELL spiegelt Flucht und Neuanfang im 16. Jahrhundert wider. Foto: Christoph Meyer