Die in bisher ungekannte Höhen steigenden Corona-Infektionszahlen und die wieder anlaufende Impfkampagne überfordern die Gesundheitsämter. Sechs der acht Landkreise und kreisfreien Städte in Mecklenburg-Vorpommern haben deshalb per Amtshilfeersuchen in den letzten Tagen um Unterstützung der Bundeswehr gebeten.
Amtshilfeersuchen seien bislang aus den Landkreisen Nordwestmecklenburg, Ludwigslust-Parchim, Vorpommern-Greifswald, Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern-Rügen sowie aus der Hansestadt Rostock eingegangen, teilte ein Sprecher des Landeskommandos Mecklenburg-Vorpommern der Bundeswehr am Dienstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Bisher leisteten 47 Soldaten im Nordosten Amtshilfe. Weitere 12 Soldaten begännen mit der Unterstützung am kommenden Montag. Anträge zur Unterstützung mit weiteren 39 Soldaten befänden sich in der Ressourcenprüfung. Die Soldatinnen und Soldaten unterstützen den Angaben zufolge die Gesundheitsämter bei der Kontaktnachverfolgung und werden in mobilen Impfteams, Impfzentren sowie in mobilen Abstrichteams eingesetzt.
Die Bundeswehr stellt für ganz Deutschland bis Mitte Dezember ein Kontingent von bis zu 12.000 Soldaten und Soldatinnen auf, die derzeit aus anderen Aufträgen und Aufgaben freigesetzt werden, wie der Sprecher weiter erklärte.
Auch in der Wirtschaft gibt es Schwierigkeiten mit der Bewältigung der Corona-Krise: Die am vergangenen Donnerstag vom Bundestag beschlossene und bereits von diesem Mittwoch an geltende 3G-Regel am Arbeitsplatz wird nach Einschätzung der Industrie- und Handelskammern (IHK) nicht überall vom ersten Tag an reibungslos funktionieren. Die Umsetzung des neuen Bundesinfektionsschutzgesetzes führe zu einer großen Verunsicherung bei den Unternehmen, erklärte der geschäftsführende Präsident der IHKs in Mecklenburg-Vorpommern, Matthias Belke. „Daher appellieren die IHKs in MV an die Behörden, bei den Kontrollen Augenmaß zu wahren und die sehr unterschiedlichen betrieblichen Situationen zu berücksichtigen.“
Die Prozesse müssten im laufenden Betrieb angepasst, Schichten und Aufträge umgeplant werden. „Zudem darf nicht vergessen werden, dass die Nachfrage nach Tests aktuell sehr hoch ist, was zur Verknappung der freiverkäuflichen Tests führt.“ Wichtig sei, das öffentliche Testangebot so schnell wie möglich wieder hochzufahren.
Landesweit gibt es aktuell laut einer Karte des Gesundheitsministeriums im Internet rund 300 Testmöglichkeiten. Das Netz weist dabei erhebliche Löcher auf: So gab es in der 12.000 Einwohner zählenden Stadt Ludwigslust bis Dienstag keine einzige Möglichkeit zum Bürgertest. An diesem Mittwoch will das DRK sein Testzentrum wieder eröffnen – zunächst für zwei Stunden am Tag.
Die Gesundheitsämter müssen die Einhaltung der neuen Gesetzeslage überwachen. Es seien maximal Stichprobenkontrollen möglich, sagte ein Sprecher des Landkreises Ludwigslust-Parchim. Die Personaldecke sei sehr dünn.