Die Migrationsroute über Russland und Belarus in die EU wird offenbar wieder verstärkt genutzt. An der Grenze von Mecklenburg-Vorpommern zu Polen griff die Bundespolizei seit letztem Donnerstag neun Menschen auf, die über die Route geschleust wurden, wie aus einer Mitteilung der Bundespolizeiinspektion Pasewalk vom Montag hervorgeht.
Am Samstag wurden zwei Äthiopier und zwei Eritreer in der grenznahen Ortschaft Hintersee aufgegriffen, am Sonntag drei Syrer in Schwennenz und Grambow. Alle stellten Asylanträge. Fünf hatten den Angaben zufolge keine Ausweispapiere bei sich, zwei Männer Pässe mit einem Visum für Belarus. Als Reiseroute gaben alle die Russischen Föderation, Belarus und Polen bis zur Grenze nach Deutschland an, so die Bundespolizei.
Zwei weitere Eritreer wurden den Angaben zufolge am Freitag nach Polen zurückgeschickt. Sie waren am Abend davor in einem polnischen Taxi im Grenzort Pomellen angehalten und kontrolliert worden. Den Ermittlungen nach hatten sie bereits Ende März an der belarussischen Grenze in Polen Asylanträge gestellt.
Seit etwa vier Wochen würden wieder vermehrt Migranten an der Grenze von Mecklenburg-Vorpommern zu Polen festgestellt, die als Reiseweg die Belarus-Route angeben, hieß es aus der Bundespolizeiinspektion Pasewalk. Davor sei es eine Zeit lang ruhig gewesen.
Im vergangenen Jahr waren an der deutsch-polnischen Grenze mehr als 1000 illegale Grenzübertritte festgestellt worden. Davon waren nach Angaben der Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt 382 Migranten, die über die sogenannte Belarus-Route gekommen sind. Sechs Schleuser seien ergriffen worden. Im Januar und Februar 2024 sind demnach nur 16 Migranten mit diesem Reiseweg gezählt worden. Mit besser werdendem Wetter im Frühjahr stiegen die Zahlen erfahrungsgemäß an. Russland und Belarus werden verdächtigt, Flüchtlinge einzusetzen, um EU-Staaten zu destabilisieren.
In jüngster Zeit gab es wieder mehr Aufgriffe: Vorigen Donnerstag traf die Bundespolizeiinspektion Pasewalk drei Somalier ohne Papiere auf der B113 zwischen Lebehn und Schwennenz an. „Sie waren über Weißrussland nach Polen eingereist“, berichteten die Beamten. „In Polen erfolgte der Transport mit einem Pkw bis an die deutsche Grenze auf Höhe Ladenthin. Dort überquerten sie fußläufig die Grenze von Polen nach Deutschland.“ Auch diese drei Menschen stellten Asylanträge.
Am Ostersamstag fanden Bundespolizisten bei der Kontrolle eines lettischen Autos neben dem Fahrer aus Lettland drei junge Männer aus Sri Lanka, die lettische Dokumente für Asylbewerber hatten. Sie erklärten, über Belarus in das EU-Land Lettland gelangt zu sein. Jetzt wolle einer nach Deutschland, die beiden anderen nach Frankreich weiterreisen. Sie wurden nach Polen zurückgeschickt, so die Bundespolizei. Für die Schleusung sollten sie jeweils 3000 Euro an den Fahrer zahlen, wie sie demnach sagten. Geplant sei gewesen, die drei Personen in Pasewalk einem weiteren Abholer zu übergeben. Der Lette habe eine Anzeige als Schleuser erhalten und sei wieder nach Polen zurückgefahren.
Dennoch betonte die Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt, die Zahl der Feststellungen steige aktuell nur leicht. Sie bewege sich nach wie vor auf einem sehr niedrigen Niveau.