Die in der Corona-Krise gebeutelten Künstler und Musiker werden nach Ansicht der Schweriner Landesregierung zur Wiederbelebung der Innenstädte immer wichtiger.
„Die Menschen suchen Erlebnisse, wenn sie in Innenstädte kommen“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) beim Landeskongress „Innenstadtentwicklung“ in Neubrandenburg am Mittwoch. Keiner komme in Zeiten von Interneteinkauf nur noch, um Geld beim Einkauf auszugeben.
„Wer zum Musik hören in die Stadt kommt, geht auch ins Cafe“, sagte Pegel. Und wer im Café sei, gehe vielleicht auch Einkaufen. Dies sei eine Methode, um Menschen wieder stärker in die Zentren zu locken. Unterhaltung müsse stärker mit Einkaufen verbunden werden. Rund 80 Vertreter von Kommunen, Kultur, Politik, Städtebau und Handel diskutierten bei dem Kongress über Wege, wie Stadtzentren stärker wieder belebt werden können.
Seit Jahren beklagten die Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern immer mehr Leerstand. Grund dafür waren zunächst Einkaufszentren auf der grünen Wiese und der Trend zum Shoppen im Internet. Durch die Corona-Krise habe der Internet- und Versandhandel noch einmal deutlich zugenommen, hieß es.
Das Land hat zwei Programme mit je fünf Millionen Euro aufgelegt, über die unter anderem Gutscheinsysteme oder Citymanager in den Kommunen mitfinanziert werden können, um mehr Menschen in die Innenstädte zu locken. Die Programme seien gut nachgefragt, aber noch nicht ausgelastet, hieß es von den Ministerien.
„Corona hat auch die Art der Büroarbeit deutlich verändert“, sagte Stadtplaner Thomas Krüger von der Hamburger Hafencity-Universität. Das führe zu neuen Anforderungen an Zentren. So bräuchten Firmen, Verwaltungen und Ministerien weniger Büros, aber die Leute, die zu Hause arbeiteten, mehr Möglichkeiten zum Einkaufen und Erholen in der Nähe. Allerdings sorge zunehmender Internethandel auch dafür, dass Shopping-Center Probleme bekämen. So rechnet Krüger damit, dass sich weitere Ketten und Filialisten verkleinern oder ganz zurückziehen werden. Als Beispiel wurde die Modekette Orsay genannt, die die Schließung ihrer Läden angekündigt hatte.
Als gelungenes Beispiele für die Wiederbelebung einer Innenstadt wurde Neubrandenburg genannt. Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) kündigte an, dass es in diesem Jahr fünf Freiluftkonzerte auf dem Markt geben soll. Zudem habe die Stadt wegen Corona Sondernutzungsgebühren für Händler abgeschafft, wenn diese draußen Stühle, Tische oder andere verkaufsfördernde Dinge aufstellen wollten. Das habe die Stadt so belebt, dass er sich nicht vorstellen könne, diese Gebühr wieder einzuführen.
Witt forderte zudem, dass auch nicht kommerzielle Einrichtungen wie Bibliotheken weiter in den Innenstädten präsent sein sollten. Weitere Kongresse zu dem Thema sind in Güstrow, Ludwigslust und Anklam geplant.