Nein, die letzten berechtigten Zweifel am Meistertitel für Bayer Leverkusen wurden am vergangenen Spieltag der Fußball-Bundesliga weggespült: Von den wackeren Heidenheimern, die das wackelige Gebilde FC Bayern München mal wieder zum Einsturz gebracht hatten. Und natürlich vom Tabellenführer höchstselbst, der einfach keinerlei Schwächen zeigt. 16 Punkte Rückstand hat der Zweite, der FC Bayern München, der zuletzt elfmal in Serie den Titel geholt hatte, nach 28 Spieltagen auf Bayer Leverkusen, den Ersten.
Mit einem eigenen Sieg würde Bayer Leverkusen die gewaltige Serie des Rekordmeisters am kommenden Sonntag gnadenlos beenden. Und damit gleichzeitig noch einen Ligarekord aufstellen – und zwar in der inoffiziellen Kategorie „Frühester Meister, der nicht Bayern München heißt“! Zudem: Vorzeitige Titelgewinne sind in der Bundesliga-Geschichte zwar häufiger als Entscheidungen am letzten Spieltag. So vorzeitig, wie es nun Leverkusen gelingen könnte, wird der Titel aber selbst vom FC Bayern selten perfekt gemacht.
Der bisherige Rekordhalter könnte denn auch gleich der erste Gratulant sein, sollte das Team von Trainer Xabi Alonso tatsächlich direkt den ersten Matchball verwandeln: Werder Bremen reist ins Rheinland – und ist meilenweit von einstigen Großtaten entfernt. Die Norddeutschen, die dieser Tage nach nur einem Sieg aus den letzten neun Bundesligaspielen gen Abstiegskampf taumeln, durften 1987/88 nach 31 Spielen die Meisterschale in den Himmel recken. Karl-Heinz Riedle köpfte Werder bei Eintracht Frankfurt vorzeitig zum Titel, das parallele 5:0 des FC Bayern gegen den VfL Bochum war ein Torspektakel nur noch für die Statistik.
Schneller als Werder Bremen 1988 war bisher nur – natürlich – der FC Bayern. Und das gleich vielfach. Jahrzehntelang war der bereits am 30. Spieltag gewonnene Meistertitel aus der Saison 1972/73 der Rekordtempo-Titel, ehe diese Bestmarke im neuen Jahrtausend gleich mehrfach unterboten wurde.
Am schnellsten ging es 2013/14, als die deutsche Meisterschaft schon im März entschieden war. Zum ersten und bislang einzigen Mal. 3:1 gewann der FC Bayern da unter Pep Guardiola bei Hertha BSC im Olympiastadion. Weil sich die Verfolger Borussia Dortmund und Schalke 04 torlos trennten, durften die Torschützen Toni Kroos, Mario Götze und Franck Ribéry mit ihren Kollegen den Rekord-Titel bejubeln. Am Ende blieben von den 25 Punkten Vorsprung vom 25. März immerhin noch 19 übrig.
Ein Jahr zuvor hatte der FC Bayern unter Jupp Heynckes „erst“ am 28. Spieltag die Meisterschale aus Dortmund zurück nach München geholt, dann aber gnadenlos durchgezogen: 25 Punkte betrug nach 34 Spielen der Vorsprung auf Borussia Dortmund. Rekord!
Danach hieß der deutsche Meister Jahr für Jahr FC Bayern München. Die Serie endet nun wohl schon im April 2024. Verliert der FC Bayern sein eigenes Heimspiel gegen den 1. FC Köln, ist der Titel sogar schon am kommenden Samstag futsch.