Im Dock der Wismarer Werft ist die Fertigstellung des für den asiatischen Markt bestimmten Kreuzfahrtschiffes „Global Dream“ am Mittwoch einen deutlich sichtbaren Schritt nach vorne gekommen.
Das letzte der drei Antriebsaggregate wurde so in Position gebracht, dass es am Donnerstag endgültig montiert werden kann. Es handelt sich um so genannte Azipods, Antriebe, bei denen die Schiffsschraube mit einem 19.000 Kilowatt starken Elektromotor um 360 Grad gedreht werden kann. „Der Propeller liegt tiefer im Wasser und kann deshalb in homogenerem Gewässerschichten arbeiten“, sagt Werftchef Peter Fetten.
Weil drei Azipods bei der „Global Dream“ arbeiten, wird kein Heckstrahlruder benötigt. „Wir kombinieren Vortrieb und Seitentrieb“, sagt Fetten. Das sei vor allem wichtig, weil das 342 Meter lange und 57 Meter hohe Schiff eine riesige Windangriffsfläche bietet. Um den 230 Tonnen schweren Azipod mit seinem 5,90 Meter großen Propeller unter das Schiff zu bringen, wurde mit Luftkissen gearbeitet, mit denen sich solch riesige Lasten leicht bewegen lassen. Dann wurden zwei Schwerlastmanipulatoren darunter positioniert und kontinuierlich hochgefahren.
Während die Arbeiter den Azipod positionieren, ist an anderen Stellen des Schiffes ordentlich Betrieb – in der Halle ist es unheimlich laut. Ein großer Teil des Mittelschiffs, das im November 2019 – als Corona noch kein Thema war – unter riesigem Publikumsandrang von Warnemünde nach Wismar geschleppt wurde, ist mit Plastikplanen verkleidet, darunter wird der Schiffsrumpf konserviert, sagt Sprecher Stefan Sprunk. Die Planen sorgen dafür, dass die Luftbelastung in der Halle nicht zu hoch ist. Unter ihnen arbeiten die Leute unter Vollschutz.
Im Schiffsbauch ist noch nicht zu erkennen, dass in rund einem Jahr ein schmuckes Kreuzfahrtschiff mehr als 5000 Passagiere beherbergen soll. Rohre, Leitungen und Kabel für die Klimaanlage, Lüftung, Strom sowie Wasser und Abwasser bilden ein für Laien nicht aufzulösendes Wirrwarr. Arbeiter sind zu sehen, die Stahlplatten zusammenschweißen. „Das ist nachher eine komplette Stadt auf dem Wasser – alles muss funktionieren“, sagt Sprunk. „Am Ende muss jedes kleinste Puzzleteil am richtigen Ort sein, das ist die Herausforderung.“
Der asiatische Konzern Genting Hongkong hatte im Jahr 2016 die drei Werften übernommen, um dort Kreuzfahrtschiffe für den asiatischen Markt zu bauen. Ursprünglich sollte die „Global Dream“, eines der größten je gebauten Kreuzfahrtschiffe, 2021 in See stechen, doch die Corona-Krise hat alle Planungen über den Haufen geworfen.
Aktuell wird in Wismar mit rund 1000 Beschäftigten pro Schicht gearbeitet, sagt Sprunk. Sie kommen auch aus den anderen Standorten der MV-Werften-Gruppe in Warnemünde und Stralsund. Viele ihrer Kollegen sind in Kurzarbeit, 660 sind in einer Transfergesellschaft untergekommen.
Das ist der Preis für Ihren Größenwahn. Und der deutsche Steuerzahler kann für den Fehlbetrag aufkommen.