Samstag, 30.November 2024 | 17:35

Barmer: Pflegebedarf steigt stärker als bislang angenommen

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Die Krankenversicherung Barmer erwartet einen stärker steigenden Pflegebedarf in den nächsten Jahren als bislang angenommen.

Landesgeschäftsführer Henning Kutzbach rechnet mit einem Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen in Mecklenburg-Vorpommern von jetzt 108.000 auf 143.000 im Jahr 2030. Das seien 24.000 mehr als bislang prognostiziert, sagte er am Donnerstag in Schwerin bei der Vorstellung des aktuellen Pflegereports der Kasse. Sei bisher jeder 15. Einwohner von MV pflegebedürftig, werde es 2030 jeder 11. sein.

Um die Betroffenen zu pflegen und pflegende Angehörige zu entlasten, würden zusätzlich zu den bisherigen Planungen 1000 Pflegekräfte im Land benötigt. Der Bedarf an stationärer Pflege werde bis 2030 voraussichtlich um 26 Prozent zunehmen – aktuell gibt es laut Sozialministerium in MV 257 Heime mit 20 794 Plätzen. „Die Analysen zeigen einen alarmierenden Zukunftstrend und die Zeit drängt. Bereits heute fehlen Pflegekräfte“, sagte Kutzbach.

Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) erklärte, die von der Barmer vorgelegten Zahlen seien plausibel. Das Land gehe aktuell von 135.000 Pflegebedürftigen im Jahr 2030 in MV aus. Ein Ausbau der Pflegelandschaft sei angesichts der Prognosen erforderlich. Um dies zu finanzieren, müsse die Pflegeversicherung grundlegend reformiert werden. Die zu erwartenden Kostensteigerungen dürften nicht allein bei den zu Pflegenden und ihren Angehörigen hängenbleiben, erklärte die Ministerin.

Kutzbach begründete die höheren Vorhersage-Zahlen im Pflegereport der Barmer mit ausgeweiteten Leistungen der Pflegeversicherung mit dem Pflegestärkungsgesetz. Dadurch kämen mehr Menschen in den Genuss von Leistungen. Dies sei in den früheren Prognosen noch nicht berücksichtigt.

Nach Kutzbachs Berechnungen werden sich perspektivisch auch mehr Angehörige der Pflege widmen: Aktuell gebe es im Nordosten rund 80.000 pflegende Angehörige, 2030 seien es voraussichtlich 100.000. Von ihnen seien etwa 40 Prozent berufstätig. Sie bräuchten Entlastung, sonst drohe Überlastung. „Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, betonte Kutzbach. Auch Drese bezeichnete die Entlastung pflegender Angehöriger als Riesen-Herausforderung.

Die Ministerin verwies auf Verbesserungen in den Pflegeberufen, um diese attraktiver zu machen. So gingen Versorgungsverträge künftig nur noch an Einrichtungen, die Tarif oder Vergleichbares zahlten. Im Land seien zusätzlich Anreize geplant, um abgewanderte Pflegefachkräfte zurück in den Beruf zu bringen. Ein Erfolg seien die 2019 eingeführten Nachbarschaftshelfer für zu Hause wohnende Pflegebedürftige. Sie pflegen den Garten, gehen einkaufen oder gehen mit spazieren. Bisher hätten 1300 Nachbarn den erforderlichen Kurs absolviert, berichtete Drese. Sie können für ihre Hilfen Geld aus der Pflegekasse bekommen.

„Es passiert einiges, aber die Herausforderungen sind gewaltig“, räumte Drese ein. Mehr Geld sei nötig, um die Situation weiter zu verbessern. Inzwischen widme sich eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe dem Thema. Dies habe sie lange gefordert.

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