Klimaschutzminister Till Backhaus (SPD) hat den Forderungen nach einer längeren Atomkraftwerk-Laufzeit erneut eine Absage erteilt.
Vor dem Hintergrund des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine werde deutlich, wie sehr die sogenannte friedliche Nutzung der Atomenergie ein Irrweg sei, teilte er am Freitag mit. Weiter hieß es: „Gefechte bei Tschernobyl oder Bomben auf kerntechnisch Versuchsanlagen zeigen, dass von diesen Anlagen stets ein unüberschaubares Risiko ausgeht.“ Auch das schwere Erdbeben vor Fukushima am Mittwoch beweise das einmal mehr.
Die Landesregierung setze daher weiterhin auf den Ausbau Erneuerbarer Energien. „Nur so können wir unsere Klimaschutzziele erreichen und uns gleichzeitig unabhängig von fossilen Energieträgern machen“, so Backhaus weiter. Backhaus hatte am Freitag das Entsorgungswerk für Nuklearanlagen (EWN) in Rubenow besuchen wollen. Weil er sich mit dem Coronavirus infiziert hat, wurde der Termin aber abgesagt.
Dort läuft seit 1995 der Rückbau des einst größten Kernkraftwerkes in Ostdeutschland, dem KKW Lubmin. Das EWN ist aber zudem auch für den Rückbau des kleineren Kraftwerkes in Rheinsberg zuständig. 2006 wurde der letzte Castor-Behälter mit Kernbrennstoff des EWN ins benachbarte Zwischenlager Nord gebracht, das dort eingerichtet worden war. Laut EWN sind dort 74 Castorbehälter eingelagert.
Im Hinblick auf die Endlagersuche in Deutschland teilte Backhaus mit: Es sei verständlich, dass sich die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern Sorgen machen würden. „Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass wir ein solches Endlager hierher bekommen, der Verantwortung für die Hinterlassenschaft aus diesem technologischen Irrweg müssen wir uns als Gesellschaft gemeinsam stellen“, hieß es weiter.