Sonntag, 24.November 2024 | 12:00

Arbeitsmarkt: Kurzarbeit bremst Arbeitslosigkeit in MV

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Nach Jahren des Aufschwungs hat der Arbeitsmarkt im Nordosten 2020 coronabedingt einen kräftigen Rückschlag erlitten. Die Pandemie setzt der Wirtschaft weiter zu. Doch hofft Wirtschaftsminister Glawe auf einen Aufschwung und eine Stabilisierung des Arbeitsmarktes.

Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) rechnet angesichts der fortwährenden Einflüsse der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft nicht mit einer raschen Belebung am Arbeitsmarkt. Eine Rückkehr zu den Arbeitslosenzahlen der Vorkrisen-Zeit sei im Jahr 2021 kaum zu erwarten, sagte Glawe am Montag in Schwerin. Doch sei er zuversichtlich, dass es auch dank der Finanzhilfen von Bund und Land im Vergleich zu 2020 keine weiteren Verschlechterungen gebe und die Wirtschaft insgesamt wieder zulege. Glawe sprach von einem erwarteten Wachstum von etwa vier Prozent, was auch zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes beitragen werde.

Wichtige Voraussetzungen dafür seien, dass die Industrie weiterlaufe und vor allem auch der stark in Mitleidenschaft gezogene Tourismus wieder anspringe. Glawe mahnte mit Blick auf Forderungen nach raschen Öffnungen für Hotels, Gaststätten und Geschäfte aber zu Geduld. „Ich bin eher dafür, dass wir einen härteren Lockdown noch durchhalten. Die Tourismusbranche startet turnusmäßig zu Ostern in die Saison. Wenn das erreicht würde, wäre das schon toll“, sagte der für Wirtschaft und Gesundheit zuständige Minister. Zwar würden Experten für Mitte Februar mit fallenden Infektionszahlen rechnen. Das bedeute aber nicht, dass dann auch sofort alle Schutzvorkehrungen zurückgefahren werden könnten.

Nach Angaben der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit lag die Arbeitslosigkeit in Mecklenburg-Vorpommern 2020 um 9,2 Prozent höher als im Jahr 2019. Im Jahresdurchschnitt waren demnach 63 900 Menschen arbeitslos gemeldet, 5400 mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,7 Prozentpunkte auf 7,8 Prozent. 2020 wurden etwa ein Fünftel weniger freie Stellen gemeldet als 2019. Die deutlichsten Einschnitte habe es im Hotel- und Gastronomie-Bereich sowie bei Zeitarbeitsfirmen gegeben, sagte Agenturchefin Margit Haupt-Koopmann.

Nur mit Hilfe der umfangreichen Kurzarbeiterregelungen, bei der Lohnkosten vom Bund finanziert werden, habe ein stärkerer Anstieg verhindert werden können. „Die Kurzarbeit war der Rettungsanker“, sagte Haupt-Koopmann. Nach ihren Angaben hatte zeitweilig jedes vierte Unternehmen im Nordosten davon Gebrauch gemacht. Das seien knapp 13 000 Firmen mit zusammen 87 000 Mitarbeitern gewesen und damit fast zehn Mal so viele wie in der Finanzkrise 2008/2009.

Die Arbeitsagenturen reichten laut Haupt-Koopmann im Vorjahr im Nordosten 300 Millionen Euro an Kurzarbeitergeld aus. Schwerpunkte lagen unter anderem im Einzelhandel und in der Gastronomie. Die Regelung, mit der Unternehmen ihre Belegschaft auch in schwierigen Zeiten halten könnten, sei bis Ende 2021 verlängert worden. „Kurzarbeit bleibt das wichtigste Instrument der Arbeitplatzsicherung“, sagte Haupt-Koopmann.

Sie appellierte an die Unternehmen, die Zeit geringer Auslastung und damit geringen Arbeitskräftebedarfs für die Weiterbildung der Beschäftigten zu nutzen. Dafür stünden Förderprogramme bereit. Besonders wichtig sei zudem, dass Unternehmen trotz der aktuell schwierigen Situation weiterhin ihren Berufsnachwuchs ausbilden und junge Leute die Angebote auch annehmen. „Es darf kein Corona-Jahrgang entstehen“, sagte die Agenturchefin.

„Die Sicherung von Beschäftigung und Ausbildung und damit Einkommen müssen in der Pandemie weiterhin oberste Ziele bleiben“, forderte DGB Nord-Vize Ingo Schlüter. Er appellierte an die Arbeitgeber, mehr Homeoffice zu ermöglichen. „Wir müssen dringend Pendlerfahrten vermeiden und in den Betrieben einen effektiven Gesundheitsschutz sicherstellen. Bereits im Frühjahr hat Homeoffice geholfen, das Infektionsgeschehen zu verringern“, sagte Schlüter zur Begründung. Während im April 27 Prozent der Beschäftigten im Homeoffice gearbeitet hätten, seien es im November nur 14 Prozent gewesen.

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