Ein saisonal rückläufiges Tourismusgeschäft und eine allgemein schwache Konjunktur haben die Zahl der Arbeitslosen in Mecklenburg-Vorpommern steigen lassen.
Wie die Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit in Kiel am Donnerstag mitteilte, waren im November landesweit 62.400 Menschen als arbeitslos gemeldet. Das waren 1900 mehr als im Oktober. Noch deutlicher fiel der Zuwachs im Vergleich zum November 2022 aus mit einem Plus von 2700 Erwerbslosen. Die Arbeitslosenquote kletterte auf 7,6 Prozent.
„Im Vergleich zum Vormonat Oktober ist die Zahl der Arbeitslosen speziell in den Tourismusregionen des Landes – saisonal typisch – gestiegen“, konstatierte Direktionschef Markus Biercher. Als Beispiel nannte er den Landkreis Vorpommern-Rügen mit einer Quote von nun 9,1 Prozent. Höher war sie im Land nur in Schwerin mit 9,6 Prozent. Die niedrigste Arbeitslosenquote verzeichnete erneut der Landkreis Rostock mit 5,8 Prozent, der damit nur knapp über dem Bundesdurchschnitt lag.
Bei einer Quote von 5,6 Prozent waren im November bundesweit 2,606 Millionen Menschen ohne Job, etwa 1000 weniger als im Oktober, aber 172.000 mehr als im November 2022, wie die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mitteilte. Im Vergleich der Bundesländer verzeichneten nur Bremen (10,2) und Berlin (9,2) höhere Quoten als Mecklenburg-Vorpommern. Dennoch sprach Biercher von weiterhin stabilen Arbeitsmarkt im Nordosten. Der November-Statistik liegen Daten von Mitte des Monats zugrunde.
Biercher warb mit Hinweis auf den Fachkräftemangel in verschiedenen Branchen erneut dafür, auch Menschen mit Behinderung eine Chance zu geben. In Mecklenburg-Vorpommern seien aktuell 4100 Menschen mit Behinderung arbeitslos gemeldet, zwei Drittel hätten eine abgeschlossene Berufsausbildung.
Im Rahmen einer Aktionswoche werde Anfang Dezember über die vielfältigen Fördermöglichkeiten informiert, wie etwa Eingliederungshilfen oder die Finanzierung einer behinderungsgerechten Arbeitsplatzausstattung. Laut Biercher kommen im Land etwa 700 private Arbeitgeber mit 20 und mehr Beschäftigten derzeit ihrer Pflicht nicht nach, Menschen mit Behinderung zu beschäftigen und zahlen stattdessen eine Ausgleichsabgabe. „Die Einstellung eines motivierten Arbeitslosen mit Behinderung – nicht die Zahlung einer Ausgleichsabgabe – ist eine Investition in die Zukunft“, betonte er.
Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) führte die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt auch darauf zurück, dass in der Wirtschaft zunehmend eine Verunsicherung zu spüren sei. „Aber: Unsere überwiegend klein- und mittelständische Unternehmerschaft zeigt sich robust und stellt sich den Herausforderungen. Umso wichtiger ist es, dass wir zeitnah einen rechtssicheren Bundeshaushalt für das Jahr 2024 bekommen“, mahnte er. Mecklenburg-Vorpommern setzt weiter auch auf Bundeshilfen bei Investitionen in Zukunftsbranchen wie die Wasserstofftechnologie.
Trotz schwieriger Umstände mühten sich die Unternehmen, Personal zu halten und neue Arbeitskräfte zu gewinnen. Das Thema Fachkräftesicherung bleibe daher ein Schwerpunkt der Landesregierung, sagte Meyer. Auf Initiative des Wirtschaftsministeriums sei ein Beirat Fachkräftestrategie gegründet worden, dem Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände, Interessenvereinigungen, Netzwerke, Bildungseinrichtungen und Unternehmen angehörten.