Montag, 25.November 2024 | 11:52

Arbeitsagentur: Demografischer Wandel zwingt zum Handeln

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Die Sicherung des Fachkräftebedarfs in Mecklenburg-Vorpommerns erfordert nach Einschätzung des neuen Chefs der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, Markus Biercher, gemeinsame Anstrengungen von Politik, Arbeitsverwaltung und Wirtschaft. „Der demografische Wandel zwingt uns, alle Ressourcen zu erschließen. Möglichst jeder Jugendliche sollte die Schule mit einem Abschluss verlassen, um einen guten Start ins Erwerbsleben zu schaffen. Und bei der Berufswahl sollte jedem bewusst sein, welche Möglichkeiten ihm offen stehen, und auch, was gut zu ihm passen würde“, betonte Biercher.

Mit Blick auf den Schulbeginn Mitte August kündigte er verstärkte Aktivitäten seiner Behörde in der Berufsberatung an. Wegen der Corona-Pandemie seien seit Anfang 2020 Berufsberater nur noch eingeschränkt in Schulen unterwegs gewesen. „Wir erreichen die jungen Leute aber am besten in der Schule. Das Beratungsangebot dort soll möglichst schnell wieder auf Vor-Pandemie-Niveau steigen“, sagte Biercher. Zudem werde die Präsenz der Agentur auf den Social-Media-Kanälen erhöht.

Mit dem zunehmenden Mangel an Fachkräften setze bei den Unternehmen im Land ein Umdenken ein. So sei bis kurz vor Ausbruch der Pandemie ein klarer Aufwärtstrend bei den angebotenen Praktikumsplätzen erkennbar gewesen. Daran solle nun wieder angeknüpft werden. In Betriebspraktika könnten junge Leute schon mal in einen Beruf reinschnuppern und die Unternehmen erste Kontakte zu potenziellen Mitarbeitern knüpfen. „Dabei können auch die Vorzüge der dualen Ausbildung deutlich gemacht werden, die in den vergangenen Jahren im Ansehen gegenüber dem Studium doch merklich eingebüßt hat. Vielen ist nicht bewusst, dass auch Handwerk und Gewerbe gute Karrieremöglichkeiten bieten“, sagte Biercher.

Der große Bedarf an Berufsnachwuchs wurde zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres erneut deutlich. Zwar meldeten die drei Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern mit etwa 3200 neuen Ausbildungsverträgen erneut einen Zuwachs und auch das Handwerk registrierte guten Zulauf. Doch waren laut Arbeitsagentur Nord Ende Juli noch 4700 der gemeldeten Lehrstellen im Land unbesetzt. Vor allem in Hotellerie und Gastronomie gab es noch viele offene Plätze.

„Die Branche muss an ihrem Image arbeiten und einfach bessere Beschäftigungsbedingungen bieten“, sagte Biercher. So stehe die Gastronomie zunehmend in Konkurrenz zu anderen Zweigen und habe das gerade auch durch die Abwanderungen im Verlaufe der Corona-Pandemie zu spüren bekommen. Außerdem ziehe es noch immer junge Fachkräfte ins Ausland. In Österreich zum Beispiel gebe es für Köche und Kellner weit attraktivere Arbeitsbedingungen: „Das hat was mit Gehältern zu tun. Das hat aber auch was mit Wohnraum zu tun. Und das hat auch was mit Wertschätzung zu tun“, erklärte Biercher.

Doch riet er Hoteliers und Restaurantbetreibern angesichts der weiterhin geringen Zahl von Schulabgängern in Deutschland auch, sich im Ausland umzuschauen. So gebe es etwa in Mexiko gut ausgebildete junge Leute, die zu Hause keine Perspektive hätten und gern nach Deutschland kämen. „Ich kann Angebote unterbreiten, Menschen von dort ins Land zu bringen, die hier ganz toll arbeiten können. Aber es bedeutet eben auch, dass sich die Gastronomen engagieren müssen“, sagte Biercher. Dazu zähle etwa die finanzielle Unterstützung bei Sprachkursen.

Biercher verwies auf Berechnungen, nach denen Deutschland, wolle es seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit erhalten, jährlich eine Netto-Zuwanderung von 400.000 Menschen benötige: „Der demografische Wandel schlägt brutal durch“, sagte er.

Biercher hatte Anfang August die Leitung der Arbeitsagentur Nord übernommen. Der 50-Jährige aus Münster war zuletzt in der Zentrale der Bundesagentur in Nürnberg tätig. Der Nordosten ist ihm allerdings vertraut. Denn während seiner beruflichen Laufbahn leitete Biercher bereits die Regional-Agentur in Stralsund.

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