Immer mehr Rentner in Deutschland beziehen zusätzlich zu ihrer Rente Grundsicherungsleistungen.
Das geht aus einer Aufstellung des Statistischen Bundesamtes hervor, die die Linksfraktion im Deutschen Bundestag angefragt hat und die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vorliegt. Im Juni 2023 bezogen demnach bundesweit 691.820 Menschen im Rentenalter Grundsicherung. Das sind 63.250 Menschen mehr als noch im Juni 2022 – ein Anstieg um 10 Prozent innerhalb eines Jahres. Auch in den Jahren zuvor war die Zahl der Grundsicherungsbezieher im Rentenalter angestiegen.
Der erneute Anstieg der Zahl der Grundsicherungsempfänger im Rentenalter stellt sich in einzelnen Bundesländern stark unterschiedlich dar. Den höchsten Anstieg gab es der Aufstellung des Statistischen Bundesamtes zufolge in den fünf ostdeutschen Flächenländern. In Sachsen stieg die Zahl um 22,8 Prozent an – der höchste Wert. Den größten Anstieg in Westdeutschland gab es in Niedersachsen und dem Saarland mit 11,3 Prozent. Den geringsten Anstieg gab es dagegen in Hamburg mit 4,3 Prozent.
Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch zeigte sich alarmiert und griff die Bundesregierung an: „Die Altersarmut in unserem Land jagt von Rekord zu Rekord. Die aktuelle Bundesregierung tut gegen Altersarmut weniger als die Vorgängerregierung“, sagte Bartsch dem RND. „Die Ampel treibt mit ihrer Politik faktisch die Preise, weshalb viele Menschen abrutschen. Wir brauchen eine armutsfeste Mindestrente von 1200 Euro und ein Rentenniveau, das den Lebensstandard sichert“, sagte Bartsch.
Zugleich steigt in Deutschland auch die Zahl der Rentner, die nach dem 67. Lebensjahr weiterarbeiten. Laut Bundesarbeitsministerium haben derzeit 1.123.000 Arbeitnehmer das reguläre Renteneintrittsalter überschritten. Aktuell seien 56.105 Senioren mehr in Beschäftigung als noch Ende des vergangenen Jahres, hatte das Ministerium Mitte September mitgeteilt. Den Angaben zufolge sind von den über eine Million arbeitenden Rentnern 251.000 sozialversicherungspflichtig und 872.000 ausschließlich geringfügig beschäftigt.
Dass die große Mehrheit ausschließlich über sogenannte 520-Euro-Mini-Jobs beschäftigt ist, kritisierte die Linke ebenfalls als klares Indiz für wachsende Altersarmut, die immer mehr Rentner zum Arbeiten zwinge, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. „Immer mehr Menschen müssen auch noch mit über 67 Jahren arbeiten, das ist eine traurige Entwicklung und ein Symptom eines kaputten Rentensystems“, sagte der Ostbeauftragte der Linksfraktion, Sören Pellmann, dem RND.
Die CDU hatte zuletzt vorgeschlagen, Älteren ein steuerfreies Weiterarbeiten in der Rente bis zu einer Grenze von 2000 Euro im Monat zu ermöglichen. Wer das gesetzliche Rentenalter erreicht und weiterarbeitet, soll bis zu 2000 Euro steuerfrei dazuverdienen können.