Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen: Mit Tularämie, auch Hasenpest genannt, stecken sich immer mehr Menschen an. Allein in Bayern zählen die Behörden so viele Fälle wie noch nie. Wie gefährlich ist die Wildtierkrankheit? Und wie kann man sich schützen?
„Gliederschmerzen, schlapp, ich war total erledigt“, so beschreibt es ein Patient, der sich schon vor vielen Jahren mit der Hasenpest infiziert hatte, dem Bayerischen Rundfunk. Der Hausarzt habe zunächst eine zähe Erkältung vermutet. Erst ein Bluttest brachte demnach die überraschende Diagnose: Hasenpest.
Die Zahl der diagnostizierten und gemeldeten Tularämie-Fälle beim Menschen ist laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Die Gründe dafür seien nicht genau bekannt. In diesem Jahr wurden nach RKI-Daten bundesweit bereits mehr als 180 Nachweise bei Menschen erfasst. Besonders betroffen ist dabei der Süden der Bundesrepublik.
So haben sich in Baden-Württemberg in diesem Jahr bislang 46 Menschen mit dem Hasenpest-Erreger infiziert. Das sind nach Auskunft des Gesundheitsministeriums in Stuttgart fast doppelt so viele Fälle wie im Jahr 2023, als noch 24 Menschen betroffen waren. Im Jahr 2020 gab es elf Fälle, im Jahr 2021 insgesamt 35 Fälle, die auf 25 im Jahr darauf zurückgingen. Seit 2020 verlief die Infektion bei vier Menschen tödlich. In diesem Jahr gibt es nach Auskunft des Gesundheitsministeriums noch keine Toten.
Bayern meldet aktuell sogar noch mehr Fälle. Hier steckten sich den Behörden zufolge in diesem Jahr bereits 55 Menschen mit Hasenpest an. So viele wie noch nie seit Beginn der Meldepflicht im Jahr 2011. Zum Vergleich: In den beiden Vorjahren waren es im November jeweils erst 16. Das teilte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit.
Typische Symptome einer Infektion sind laut RKI zunächst unspezifische grippale Beschwerden wie Fieber, Schüttelfrost und Kopf- und Gliederschmerzen, später spezifischere Symptome wie ein Geschwür an der Eintrittsstelle und eine ausgeprägte Lymphknotenschwellung. Bei Aufnahme des Erregers über die Atemwege kann es zu einer Lungenentzündung kommen. Unbehandelt kann die Erkrankung in seltenen Fällen tödlich verlaufen.
Menschen könnten sich durch den Hautkontakt mit infizierten Tieren oder ihren Kadavern anstecken. Außerdem sei eine Infektion über kontaminiertes Trinkwasser oder bei der Zubereitung und dem Verzehr von erregerhaltigem, nicht ausreichend durchgegartem Fleisch möglich. Auch das Einatmen von erregerhaltigem Staub könne eine Infektion verursachen, zum Beispiel Stäube von Exkrementen infizierter Tiere. Ein weiterer Übertragungsweg sei der Biss oder Stich eines blutsaugenden Vektors, etwa Zecken.
Laut RKI ist eine Übertragung von Mensch zu Mensch durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten, zum Beispiel mit Blut, möglich. Ein Impfstoff ist in Deutschland nicht zugelassen. Ein bis vor Kurzem in den USA für Laborpersonal eingesetzter Impfstoff wird dort wegen begrenzter Wirksamkeit und möglicher Nebenwirkungen nicht mehr verwendet.
Dem RKI zufolge handelt es sich um einen Erreger mit extrem breitem Wirtsspektrum, der vor allem verschiedene Nagetiere wie Mäuse, Wühlmäuse und Ratten sowie hasenartige Tiere wie Feldhase und Kaninchen, aber auch Wildwiederkäuer, Fleischfresser und sogar Vögel infiziert. In Mitteleuropa gelte der Feldhase als Hauptquelle der Übertragung der Tularämie auf den Menschen.
Die Tularämie, auch Hasenpest oder Nagerpest genannt, ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien verursacht wird. Diese können über Wochen oder Monate in der Umwelt überleben. Tularämie kommt demnach überwiegend bei Feldhasen vor, kann aber auch auf andere Tiere oder Menschen übertragen werden.