Die Anzahl vor häuslicher, sexualisierter Gewalt oder ähnlichen Bedrohungen Schutzsuchender in Mecklenburg-Vorpommern ist zuletzt gestiegen. Rund 5.960 Erwachsene suchten 2023 in entsprechenden Einrichtungen Schutz und Beratung, wie der Verein Stark Machen mitteilte. Demnach ging es dabei teils auch um Menschenhandel oder Zwangsprostitution. 2022 seien es rund 5.410 und 2021 rund 4.550 gewesen. Tendenziell steige die Anzahl Betroffener.
Der Verein, der Frauenhäuser in Rostock und Stralsund und weitere Beratungsstellen betreibt, forderte dazu auf, gesamtgesellschaftlich entschiedener gegen häusliche und sexualisierte Gewalt aufzutreten. Derartige Gewalt passiere häufig in der Familie oder im Freundeskreis. „Deshalb beginnt hier auch Prävention: Sieh hin, hör zu, sag etwas!“
Außerdem forderte der Verein mehr Geld und Personal für das Hilfenetz in MV sowie die bundesweite Verabschiedung eines lange geplanten und diskutierten Gewalthilfegesetzes. 2023 hätten den Angaben zufolge rund 4.360 Kinder und Jugendliche Schutz oder Beratung gesucht. 2022 seien es rund 4.850 und 2021 3.760 gewesen.
Anlässlich des zurückliegenden Tages gegen Gewalt an Frauen sollen am Abend auf dem Doberaner Platz in Rostock Lichter angezündet werden. Noch bis 10. Dezember sollen im Rahmen der Anti-Gewalt-Wochen Aktionen im ganzen Land auf das Thema aufmerksam machen. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hatte etwa auf Social Media auf die Nummer des Hilfetelefons für betroffene Frauen hingewiesen: 116 016.
Diese Nummer wurde im Rahmen der Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ auch auf 75.000 Brötchen-Tüten gedruckt, wie die Schweriner Justizministerin, Jacqueline Bernhardt (Linke), Anfang der Woche bekanntgegeben hatte. Die Anzahl erfasster Fälle von häuslicher Gewalt habe zuletzt weiter zugenommen. Bernhardt verwies auf die Polizeiliche Kriminalstatistik: „Im Jahr 2017 wurden in Mecklenburg-Vorpommern demnach 1.556 Fälle häuslicher Gewalt erfasst. Im Jahr 2022 waren es 1.964 erfasste Fälle. Im vergangenen Jahr stieg diese Zahl weiter auf 2.098 Fälle.“