Freitag, 22.November 2024 | 20:46

Bündnis gegen Böller kritisiert Feuerwerkstradition als „Wahnsinn“

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Wenige Wochen vor Silvester fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gemeinsam mit einem Aktionsbündnis aus 29 weiteren Organisationen abermals ein Verbot von privatem Silvesterfeuerwerk. „Gerade in Zeiten, in denen verschiedene Konflikte teils auf offener Straße ausgetragen werden, grenzt es an Wahnsinn, den Menschen hochexplosive Sprengkörper in die Hand zu drücken“, sagte Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH bei einer Pressekonferenz.

Die privaten Feuerwerke führten zu etlichen Verletzungen, einer hohen Belastung der Atemluft mit giftigen Verbrennungsabgasen, Tierleid und Tonnen an Abfall, wie Resch weiter kritisierte. Das Aktionsbündnis fordere Bundesinnenministerin Nancy Faeser von der SPD deshalb dazu auf, die Sprengstoffverordnung zu ändern.

„Mit der Streichung eines einzigen Satzes in der Sprengstoffverordnung kann Bundesinnenministerin Nancy Faeser tausende Verletzungen und millionenfaches Tierleid verhindern“, erklärte der DUH-Geschäftsführer und warf der zuständigen Ministerin Untätigkeit vor. Selbst Gespräche würden „verweigert“. „Damit trägt Faeser dazu bei, dass auch zum Jahreswechsel 2024/2025 befürchtet werden muss, dass tausende Menschen teils schwer verletzt werden“, kritisierte er.

Nach Angaben der DUH kamen in der vergangenen Silvesternacht in Deutschland insgesamt vier junge Menschen bei Feuerwerks-Explosionen ums Leben. Einsatzkräfte seien zum Teil gezielt angegriffen worden und konnten nur unter Polizeischutz ausrücken. Auch Ärzte und Feuerwehr befinden sich zum Jahreswechsel oft über Stunden und manchmal Tage in einer Ausnahmesituation.

Jochen Kopelke, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, kann das bestätigen. Er sagte: „Wir werden mit Feuerwerkskörpern angegriffen, teilweise gezielt in den Hinterhalt gelockt und beschossen.“ Besonders viele Polizistinnen und Polizisten wären an Silvester in Großstädten wie Berlin, Hamburg, Stuttgart oder Frankfurt im Einsatz. Die Angriffe gingen überwiegend von jungen, betrunkenen Männern aus. Zu besonders schweren Ausschreitungen kam es zum Jahreswechsel 2022/23 in Berlin. Feuerwehr und Polizei wurden teils heftig mit Raketen und Böllern beschossen, ein Bus wurde abgefackelt.

Auch für die Gesundheit sei das Abbrennen von Pyrotechnik gefährlich, erklärte Norbert Mülleneisen, Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde und Umweltmediziner. „Wir wissen, dass Feinstaub Asthma verschlechtert und Bronchitis hervorrufen kann.“

Feuerwerk setze gesundheitsschädigende Schadstoffe wie Schwarzpulver und Salze frei, die schwache Säuren auf den Schleimhäuten bildeten. Besonders bei Kindern, Asthmatikern und Allergikern könne das zu Luftnot und Husten führen. Außerdem würden jedes Jahr zahlreiche Menschen von Böllern getroffen und zum Teil schwer verletzt, zum Beispiel an den Augen.

Der Pyrotechnik-Bundesverband wies die Forderungen nach einem Verkaufsverbot zurück. Den Kritikern gehe es darum, „eine Kulturpraktik auszumerzen, die nicht den eigenen Vorstellungen von Ästhetik und Ordnung entspricht“, heißt es in einer Mitteilung. Feuerwerk zum Jahreswechsel sei so beliebt wie noch nie und habe „insbesondere in Zeiten hoher Belastungen“ für viele Menschen eine besondere Bedeutung.

„Feuerwerk bedeutet einen Lichtblick und markiert einen kurzen und besonderen Moment der Ausnahme vom Alltag“, erklärte der Verbandsvorstand Ingo Schubert. Der Schaden für die Umwelt durch Pyrotechnik sei zudem gering, betonte der Verband.

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