Mit einem Trauerstaatsakt ist der am 12. Oktober gestorbene CDU-Politiker und erste Landtagspräsident Mecklenburg-Vorpommerns nach der Wende, Rainer Prachtl, in der Schweriner Schlosskirche geehrt worden. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) würdigte ihn als aufrechten Christdemokraten, der weit über die Grenzen seiner Partei hinaus geschätzt wurde, und als sozial engagierten Menschen. „Er war eine Gründungspersönlichkeit unseres Landes“, sagte sie.
Landtagspräsidentin Birgit Hesse hob unter anderem Prachtls Verdienste als Brückenbauer hervor. Er habe sich sehr um die Landesverfassung Mecklenburg-Vorpommerns verdient gemacht. In seiner zweiten Amtszeit als Landtagspräsident bis 1998 habe er Aufarbeitung und Versöhnung als Schwerpunkt seiner politischen Arbeit gesehen. Er wurde Vorsitzender der Enquete-Kommission „Leben in der DDR, Leben nach 1989 – Aufarbeitung und Versöhnung“.
Hesse zitierte aus dem Einsetzungsantrag: „Eine unnötige Polarisierung schadet politischer Kultur. Ziel muss es sein, Brücken zu bauen und nicht Menschen auszugrenzen, die die Zukunft demokratisch und ehrlich mitgestalten möchten.“ Die Bedeutung dieses Zitates, so Hesse, gelte heute mehr denn je.
Rainer Prachtl war bekennender Katholik, was ihm in der DDR manche Schwierigkeit bereitete. Schwesig erinnerte daran, dass er nicht sofort habe Abitur machen dürfen, sondern erst einen Beruf erlernen musste. So wurde er zunächst Koch – seine Kochkünste fanden Erwähnung in den Trauerreden.
Prachtls soziales Engagement lebt weiter. Er gehörte 1991 in seiner Heimatstadt Neubrandenburg zu den Gründern des Dreikönigsvereins, der unter anderem in der Hospizarbeit aktiv ist. Die mit dem Verein verbundene Dreikönigsstiftung vergibt jährlich den mit 10.000 Euro dotierten Siemerling-Sozialpreis. Prachtl war am 12. Oktober im Alter von 74 Jahren überraschend gestorben.