Toni Krahl, jahrzehntelang Sänger der Band City, bekommt kurz vor seinem 75. Geburtstag den Bundesverdienstorden – und konnte dies erst kaum glauben: „Es kam sehr, sehr überraschend ein Schreiben vom Bundespräsidialamt, mit goldenem Bundesadler. Dann las ich, dass ich nicht nur eingeladen wurde, sondern gebucht wurde als Ausgezeichneter“, erzählte der Musiker der Deutschen Presse-Agentur. „Ich war zu Hause, sodass ich keinen Verdacht hatte in Richtung „Versteckte Kamera“.“
Bundespräsident Steinmeier ehrt am 1. Oktober 28 Bürgerinnen und Bürger, die sich für die Werte der Demokratie einsetzen, etwa in Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und Sport. In der Würdigung für den Sänger heißt es: „Mit der Band City wurde ihr Frontmann Toni Krahl nicht nur in der DDR zur Rocklegende. Im halben Land und der zerschnittenen Stadt, wie es in einem ihrer Lieder heißt, hat er das Lebensgefühl eines ganzen Landes besungen.“ City hatte sich im Jahr 2022, 50 Jahre nach Band-Gründung, von der Bühne verabschiedet.
„Ich fühle mich schon sehr geehrt“, berichtete Krahl. „Ich werde auch einen feinen Zwirn anziehen. Wenn man solch einer Persönlichkeit wie dem Bundespräsidenten gegenübersteht, hat man schon eine gewisse Ehrfurcht.“
Nun befinde er sich in illustrer Gesellschaft. Kurz vor dem Tag der Deutschen Einheit und 35 Jahre nach der friedlichen Revolution werden neben Krahl im Schloss Bellevue mehrere weitere Persönlichkeiten mit Wurzeln in der DDR gewürdigt. Zu ihnen zählen das Fotografenpaar Ute und Werner Mahler – Mitgründer der Fotoagentur Ostkreuz – sowie die Schriftsteller Lutz Seiler („Kruso“, „Stern 111“), Helga Schubert („Vom Aufstehen. Ein Leben in Geschichten“) und Barbara Honigmann („Roman von einem Kinde“). Auch Günther Dilling, der beim Volksaufstand vom 17. Juni 1953 Streikführer einer Jugendbrigade in Ost-Berlin war, bekommt den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.
Toni Krahl hatte 1968 als Abiturient gegen den Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts in Prag protestiert – und saß danach in Haft. Genau 40 Jahre später hatte er vom Ministerpräsidenten der Republik Tschechien „den höchsten Orden für Ausländer“, bekommen, wie er berichtete. Er bekomme also nicht den ersten Staatsorden.