Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern bleiben ein Besuchermagnet. Trotz Konkurrenz durch sportliche Großereignisse wie Fußball-EM und Olympia verzeichneten die Organisatoren in diesem Sommer mit rund 65 000 Gästen so viele wie in der vorigen Saison. Damit festigten die Festspiele MV, die am Sonntag mit einem Konzert in der Neubrandenburger St.-Marien-Kirche stimmungsvoll ausklangen, ihren Platz unter den publikumsträchtigsten Klassikfestivals in Deutschland.
„Es ist uns gelungen, in diesen wirtschaftlich schwierigeren Zeiten die Auslastung der einzelnen Konzerte zu verbessern. Als überwiegend privat finanziertes Festival müssen wir sehr ausgewogen reagieren und besonders gut wirtschaften“, hob Intendantin Ursula Haselböck in ihrer Saisonbilanz hervor. Dazu gehöre auch, sich auf eine etwas reduzierte
Zahl an Großveranstaltungen zu konzentrieren und diese auf höchstem künstlerischen Niveau zu halten. So gastierten internationale Stars wie der Geiger Daniel Hope oder die Pianisten Hélèn Grimaud und Rudolf Buchbinder im Nordosten.
Nach Angaben Haselböcks waren 50 Veranstaltungen ausverkauft. Besonderen Zuspruch fanden unter anderem die große Filmmusik-Gala am Fleesensee (Mecklenburgische Seenplatte), das „Kleine Fest im großen Park“ von Ludwigslust, die Picknick-Konzerte auf dem Gestüt in Redefin (Landkreis Parchim) sowie das Jubiläumswochenende „30 Jahre Festspielort Ulrichshusen“. Etwa die Hälfte ihres jährlichen Etats bestreiten die Festspiele nach eigenen Angaben aus Ticketerlösen. Ein Drittel steuern Sponsoren, Spender und Stiftungen bei, der Rest sind Fördermittel von Kommunen, Land und Bund.
Den dreimonatigen Veranstaltungsreigen mit etwa 130 Konzerten an 92 Spielstätten im ganzen Land beschlossen die Musiker des Signum saxophone quartet, die als Preisträger in Residence der Festspiel-Saison ihren Stempel aufdrückten, gemeinsam mit der NDR Radiophilharmonie. Auf dem Programm in der Neubrandenburger Konzertkirche standen Stücke von Philipp Glass und Astor Piazolla sowie Werke der französischen Komponisten Claude Debussy und Paul Dukas.
Zu den Höhepunkten der abgelaufenen Saison gehörten neben den Konzerten mit herausragenden Solisten und Orchestern der Extraklasse auch die Veranstaltungen, die dem Maler Caspar David Friedrich (1774-1840) gewidmet waren. Dessen Geburtstag jährte sich Anfang September zum 250. Mal. So wurde die Konzertante Dichtung „Eismeer“ in Greifswald, der Geburtsstadt des Malers der Romantik, uraufgeführt. Die Komposition von Christian Jost war ebenso ein Auftragswerk wie die Festspiel-Ouvertüre „Mondaufgang am Meer“ von Konstantia Gourzi, die beim Eröffnungskonzert in Wismar erstmals erklang.
Doch gab es auch einen Wermutstropfen. Infolge der Zuspitzung im Nahost-Konflikt fiel das für Mitte August geplante Sonderkonzert des israelischen Galilee Chamber Orchestra in der Konzertkirche von Neubrandenburg aus. Das Orchester, in dem junge Musiker aus Israel sowohl arabischer als auch jüdischer Herkunft zusammen musizieren, sagte all seine Gastspiele in Europa ab.
Haselböck gab einen Ausblick auf die bevorstehenden Konzertreihen. Beim Festspielwinter vom 4. bis 15. Dezember werde unter anderem der österreichische Geiger und Dirigent Emmanuel Tjeknavorian zu erleben sein. Der Festspielfrühling im März 2025 auf der Insel Rügen stehe unter künstlerischer Leitung des Perkussionisten Alexej Gerassimez, der mit seinem außergewöhnlichen Repertoire an Instrumenten das Festspiel-Publikum schon mehrfach begeisterte. Das vollständige Programm der 35. Sommersaison soll im Januar vorgestellt werden, erste Highlights aber schon im November.